Campus-Neubau der Univer­sität Witten/​Herdecke

Auf dem Weg zu einem der nach­hal­tigsten Hoch­schul­ge­bäude Deutsch­lands mit einer Univer­sität in der Bauher­ren­rolle ohne Erfah­rung im Planen und Bauen

Die Studie­ren­den­zahl an der Univer­sität Witten/​Herdecke (U/WH) hat sich in den vergan­genen Jahren mehr als verdop­pelt. Aus dem Bedarf, Platz für Menschen und Ideen zu schaffen, entstand das anspruchs­volle Vorhaben, über die Campuser­wei­te­rung eines der nach­hal­tigsten und zukunfts­fä­higsten Hoch­schul­ge­bäude Deutsch­lands zu reali­sieren. Das Ziel war, nach dem BNB (Bewer­tungs­system Nach­hal­tiges Bauen) mindes­tens Silber­stan­dard zu errei­chen, wenn möglich Gold.

Über sämt­liche Leis­tungs­phasen hinweg waren Gesell­schaften der rheform GmbH am Projekt betei­ligt.

  • Die rheform – Entwick­lungs­Ma­nage­ment GmbH hat über eine Stand­ort­ent­wick­lungs­pla­nung die Ziel­de­fi­ni­tion und das Anfor­de­rungs­profil aufge­setzt.
  • Die rheform – Immo­bi­li­en­Ma­nage­ment GmbH hat das Verga­be­ver­fahren und Quali­täts­ma­nage­ment verant­wortet.
  • Die rheform – Work­place­In­no­va­tion GmbH hat die Ausstat­tungs- und Möblie­rungs­pla­nung erstellt und bis zum Bezug begleitet.

In der gemein­samen, fünf Jahre dauernden Projekt­lauf­zeit hat die rheform GmbH die UW/H in den Rollen des Eigen­tü­mers, Inves­tors, Bauherrn und Betrei­bers unter­stützt. Insbe­son­dere die Vorge­hens­weise, die Leis­tungen des Planens, Bauens und Betrei­bens über ein externes Dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen zu vergeben, gilt als eine rich­tungs­wei­sende Lösung, wie Hoch­schulen ohne eigene baufach­liche Kompe­tenz als Bauherren agieren können.

Der Projekt­rahmen und die Vorge­hens­weise

Die Aufgabe bestand darin, möglichst viel Fläche für zukunfts­fä­hige Lehr‑, Lern- und Arbeits­welten zu schaffen. Diese sollen Austausch, Koope­ra­tion und Begeg­nung stärken sowie anpas­sungs­fähig und variabel nutzbar sein. Für die Umset­zung verlangte der Auftrag­geber ein Verfahren mit inten­siver Parti­zi­pa­tion von Studie­renden sowie Lehr- und Verwal­tungs­per­sonal. Als Baubudget stand unter strikter Kosten­de­cke­lung die Summe von 22 Mio. Euro bereit.

Die rheform GmbH hat diese Vorgaben mit einer ziel­ori­en­tierten Bedarfs­pla­nung auf den Weg gebracht. Dieses Verfahren betei­ligt alle Wissens- und Entschei­dungs­träger. Es bringt Klar­heit in das tatsäch­liche Anfor­de­rungs­profil, löst Ziel-Konflikte und schafft konsens­ge­tra­gene, belast­bare Planungs­un­ter­lagen. So lassen sich schon in sehr frühen Projekt­phasen verbind­liche Zeit- und Kosten­pläne erstellen. Die Reali­sie­rung vollzog sich über die inte­grale Vergabe von Planungs‑, Bau- und Betriebs­leis­tungen, ange­lehnt an die erprobte Vorge­hens­weise von öffent­lich-privaten Part­ner­schaften. Nach allen Seiten abge­stimmt ließen sich so zeit- und kosten­in­ten­sive Faktoren wie Planungs­schleifen und Ände­rungs­ma­nage­ment redu­zieren. Das veran­schlagte Gesamt-Budget wurde am Ende nicht ganz ausge­schöpft. Wie fest­ge­legt, fand zum Winter­se­mester 2021/22 der Bezug statt.

Bausteine der Projekt­ent­wick­lung

Eine ziel­ori­en­tierte Bedarfs­pla­nung für ein abge­stimmtes Gesamt­kon­zept

Am Anfang stand ein inten­siver Dialog mit allen Inter­es­sens­ver­tre­tern. Dabei ging es darum, bereits in der Entwick­lungs­phase das Anfor­de­rungs­profil, die Baukon­zep­tion und den Kosten­rahmen in den wesent­li­chen Punkten zu fixieren und trag­fähig abzu­stimmen. Die Aufgabe bestand darin, Wissen zu gene­rieren und sich über die Ziele unter den Aspekten von Funk­tion, Form, Zeit, Kosten und Nach­hal­tig­keit zu einigen. Unter Abwä­gung der Inter­es­sens­kon­flikte zwischen Nutzer, Betreiber, Investor, Eigen­tümer und Bauherr fand so bereits in der Früh­phase eine klare Ziel-Defi­ni­tion statt, auf deren Ergeb­nisse sich konsens­ge­tra­gene und belast­bare Planungs­un­ter­lagen erstellen ließen.

Der große Vorteil dieser Vorge­hens­weise liegt in der Verbind­lich­keit des gemeinsam entwi­ckelten und abge­stimmten Finanz- und Projekt­rah­mens. Darin unter­scheidet sich dieser Weg von der klas­si­schen Vorge­hens­weise, bei der Anfor­de­rungen und Konzepte einzeln und nach­ein­ander betrachtet werden. Weil in diesem Fall Beschlüsse immer wieder neu gedacht und fort­ge­schrieben werden, kommt es zu häufigen Rich­tungs­än­de­rungen, die Zeit und Geld kosten.

Lang­fristig nutz­bare Archi­tektur über eine syste­ma­ti­sche Campus- und Stand­ort­ent­wick­lung

Als höchsten Nutzer­be­darf nannten die Auftrag­geber einen großen Veran­stal­tungs­raum, verschie­dene Semi­nar­räume sowie Arbeits­räume für Wissen­schaft und Verwal­tung. Als zweit­höchsten Bedarf meldeten sie studen­ti­sche Arbeits­plätze an.

Über die Analyse von poten­ti­ellen Nutzungs- und Bewe­gungs­strömen ging das Bera­tungs­team der Frage nach, was unter struk­tu­rell-orga­ni­sa­to­ri­schen Gesichts­punkten geschieht, wenn man bestimmte Funk­tionen in das Gebäude hinein­bringt und ggf. aus den bestehenden Gebäuden verla­gert.

In der Folge ging es darum, verschie­dene Nutzungs­va­ri­anten des Neubaus zu durch­denken und ein Funk­ti­ons­pro­gramm zu erstellen, das die bestehenden quali­ta­tiven und quan­ti­ta­tiven Defi­zite des Campus‘ behebt. An diesem Punkt erfolgte der Brücken­schlag von den struk­tu­rell-orga­ni­sa­to­ri­schen Voraus­set­zungen zu den räum­lich-bauli­chen. Den Vorzug erhielt ein Modell aus multi­funk­tio­nalen Lern­welten mit Biblio­thek, studen­ti­schen Arbeits­plätzen, Büro­cluster für unter­schied­liche Arbeits­weisen und einer Cafe­teria als ergän­zendes Versor­gungs­an­gebot. Diese Bestand­teile sollten in das zu erstel­lende Raum­pro­gramm eingehen. Sie erfüllen die Anfor­de­rungen an den Ziel­aspekt Funk­tion, bei dem es darum geht, über den Neubau kommu­ni­ka­ti­ons­för­dernde Lehr‑, Lern- und Arbeits­welten zu schaffen. Doch allein damit war das Funk­ti­ons­ziel noch nicht erreicht. Um das Gebäude, wie fest­ge­legt, auch anpas­sungs­fähig und variabel nutzbar zu gestalten, galt es, Entwick­lungen in der Zukunft zu anti­zi­pieren und folgende zentrale Fragen zu beant­worten:

  • Wie verän­dern Digi­ta­li­sie­rung und Didaktik die Lehre, das Lernen und Arbeiten?
  • Wohin treibt der Wandel die Menschen in Bildung, Lehre und Forschung?

Im Fall der UW/H waren die limi­tie­renden Faktoren zum einen der Standort und zum anderen klare Vorgaben zum Budget. In diesem Rahmen mussten sich alle Betei­ligten auf ein eindeu­tiges, passendes und geneh­mi­gungs­fä­higes Funk­tions- und Raum­pro­gramm einigen, das die Ziel-Defi­ni­tion best­mög­lich erfüllt. Ergänzt um sämt­liche Anfor­de­rungen der Nutzung und des Betriebs der Immo­bilie entstand  ein umfas­sendes Anfor­de­rungs­profil.  Eine Konzept­pla­nung über­prüfte die Mach­bar­keit der viel­fäl­tigen Wünsche und Erwar­tungen sowie die Reali­sie­rung inner­halb des Budgets. Nach zwei Jahren inten­siver parti­zi­pa­tiver Entwick­lung waren die Weichen für den Neubau gestellt. Die Projekt-Profil-Defi­ni­tion stand. Das Verga­be­ver­fahren konnte beginnen.

Vergabe der Planungs- und Bauleis­tungen mit der Univer­sität in der Bauher­ren­rolle

Die Umset­zung erfolgte über ein inte­grales Verga­be­ver­fahren, in dem die Leis­tungen für Planung und Bau und teil­weise Betrieb als ein Gesamt­paket ausge­schrieben wurden. Solch eine „Inte­grale Vergabe“ enthält die bewährten Elemente einer öffent­lich-privaten Part­ner­schaft, ist aber inhalt­lich an die beson­deren Anfor­de­rungen von Hoch­schul­bauten ange­passt. Obwohl die UW/H als private Univer­sität nicht an staat­liche Regu­la­rien gebunden ist, haben sich die Entschei­dungs­träger aus Gründen der Markt­gän­gig­keit und Trans­pa­renz für diese Verfah­rens­weise entschieden.

Dabei trat die Univer­sität, die keine eigene Bauab­tei­lung unter­hält, als Bauherrin auf und über­nahm die Zustän­dig­keit für Inves­ti­tion, Entwick­lung, Planung, Bau und Betrieb der Immo­bilie. Die rheform GmbH hat die UW/H in dieser Rolle und beim Verga­be­ver­fahren maßgeb­lich unter­stützt. Das Modell belegt, dass eine Hoch­schule auch ohne eigene baufach­liche Exper­tise in der Lage ist, diese komplexe Verant­wor­tung zu meis­tern. In Hinsicht auf Zeit- und Kosten­plan, Nutzer­par­ti­zi­pa­tion und unter städ­te­bau­li­chen Aspekten wurden alle Ziele erreicht. Als Muster­lö­sung kann diese Vorge­hens­weise auch in staat­li­chen Hoch­schulen zur Anwen­dung kommen.

Auf Basis der im Konsens verab­schie­deten Projekt-Profil-Defi­ni­tion ließ sich eine voll­stän­dige funk­tio­nale, tech­ni­sche Leis­tungs- und Quali­täts­be­schrei­bung für eine inte­grale Vergabe erstellen. Sie enthält zusätz­lich die Bedin­gungen und Regeln für die Zusam­men­ar­beit in der Planungs- und Bauphase. Unter Betei­li­gung juris­ti­scher Exper­tise wurden alle Elemente in einem vertrag­li­chen Gesamt­werk zusam­men­ge­führt.

Alle Vertrags­be­stand­teile fließen in eine Bewer­tungs­ma­trix ein. Sie legt über eine Prozent­an­gabe die jewei­lige Gewich­tung zentraler Para­meter fest, wie Kosten, Planungs­kon­zep­tion, Nach­hal­tig­keit und Bauqua­lität. In Abstim­mung mit allen Inter­es­sens­ver­tre­tern ist diese Rang­folge für das weitere Verfahren fixiert. Die an der Reali­sie­rung der Baumaß­nahme betei­ligten Dienst­leister der Bieter­ge­mein­schaften erhalten so ein Höchstmaß an Planungs­si­cher­heit.

Aufgrund der finalen Vorgabe des Budgets entstand so ein Wett­be­werb über das beste Angebot, d. h. das Optimum an Quan­tität und Qualität bei einem gede­ckelten Budget und mit so nied­rigen Lebens­zy­klus­kosten wie möglich.

Das Verga­be­ver­fahren dauerte ein Jahr. Fünf Bieter wurden zum Verfahren zuge­lassen. Die Entwurfs­kon­zepte zeigten eine große Viel­falt. Eine Fach­jury, ergänzt um Vertreter aus Verwal­tung, Politik und Wissen­schaft, trat zusammen, um die Geneh­mi­gungs­fä­hig­keit sowie die städ­te­bau­liche und archi­tek­to­ni­sche Qualität zu sichern. Mit zwei Bieter­ge­mein­schaften wurden die beiden präfe­rierten Ange­bote in mehreren Schritten opti­miert und verhan­delt .Den Zuschlag erhielt schließ­lich Züblin Timber, Aichach mit Kaden+Lager als verant­wort­liche Archi­tekten. Das Berliner Archi­tek­tur­büro gilt als Vorreiter auf dem Gebiet des Holz­baus.

Über den gesamten Prozess wurden alle hoch­schul­in­ternen Inter­es­sens­ver­treter einge­bunden: von der Konzep­ti­ons­ent­wick­lung bis zum Zuschlag des finalen Ange­bots. Die inten­sive Form der Parti­zi­pa­tion, wie sie von der rheform GmbH über alle Projekt­stufen hinweg ermög­licht wurde, zahlt in hohem Maße in das orga­ni­sa­tio­nale Selbst­ver­ständnis einer Hoch­schule ein. Diese Vorge­hens­weise sichert dem Vorhaben breite Unter­stüt­zung und Akzep­tanz.

Ökolo­gi­sche Bauweise unter der bevor­zugten Verwen­dung des Baustoffs Holz

Die Qualität des Holz-Hybrid-Baus des Berliner Archi­tek­tur­büros Kaden+Lager liegt in der opti­malen Umset­zung des Funk­tions- und Raum­pro­gramms und der Ausein­an­der­set­zung mit der gefor­derten Nutzungs­fle­xi­bi­lität und Nutzungs­va­ria­tionen. Ein strin­gent verfolgtes Raster aus einfa­cher Holz­kon­struk­tion sorgt für ein Höchstmaß an Anpass­bar­keit. 80 Prozent der Wände im gesamten Gebäu­de­kom­plex sind nicht-tragend. Neue Räume lassen sich künftig einfach und kosten­günstig erschließen und an neue Anfor­de­rungen anpassen. Darüber hinaus berück­sich­tigt der Entwurf das Thema Nach­hal­tig­keit unter der bevor­zugten Verwen­dung des Baustoffs Holz. So entstand auf dem Gelände eines ehema­ligen Park­platzes ein ökolo­gi­sches Holz­ge­bäude mit hohen Nach­hal­tig­keits­stan­dards: aus nach­wach­senden, CO2-spei­chernden Rohstoffen, ener­ge­tisch opti­miert, mit intel­li­genten Low-Tech-Instal­la­tionen und nied­rigen Lebens­zy­klus­kosten. Ein eindrucks­volles Gesamt­kon­zept, das sich auch unter dem Aspekt Kosten im Wett­be­werb mit einer konven­tio­nellen Bauweise behauptet hat.

Von Konzen­tra­tion bis Koope­ra­tion: ein inno­va­tives Raum­pro­gramm für unter­schied­liche Arbeits­weisen

Die Vorüber­le­gungen

Gele­gen­heiten für Begeg­nung und spon­tane Kommu­ni­ka­tion gelten in der Wissen­schaft als Wegbe­reiter für Inno­va­tion. Gute Raum­kon­zepte leisten hierzu einen wich­tigen Beitrag. Wie alle Bildungs­ein­rich­tungen durch­laufen auch die Hoch­schulen aktuell einen drama­ti­schen Umbruch ihrer Arbeits­weisen und funk­tio­nalen Anfor­de­rungen. Wohin dieser Wandel führt und in welchem Rahmen Wissen­schaft künftig agieren wird, sind große Unbe­kannte. Der Auftrag zu bauen, erfolgt jedoch aus der Gegen­wart. Damit verbunden ist der Anspruch, dem Über­gang best­mög­liche Voraus­set­zungen zu bieten und auch den Bewah­rern des Bewährten gerecht zu werden.

Ein zeit­ge­mäßes und zukunfts­ge­rich­tetes Raum­pro­gramm besteht aus einer struk­tu­rierten, gut geglie­derten Mischung aus offenen, halb­of­fenen und geschlos­senen Arbeits­flä­chen. Es richtet sich an den Bedürf­nissen der Menschen aus und bietet ihnen viel­fäl­tige Ange­bote, je nachdem, ob das Umfeld für die jewei­lige Tätig­keit eher Konzen­tra­tion oder Kommu­ni­ka­tion fördern soll.

Bei den offe­neren Struk­turen, den s. g. „Multispaces“, kommt es darauf an, ausrei­chend Rück­zugs­raum für konzen­triertes Arbeiten und Erho­lung zur Verfü­gung zu stellen. Unter­schied­liche Raum­mo­dule schaffen Orte der Begeg­nung für geplante und unge­plante Kommu­ni­ka­tion, für Einzel- und für Grup­pen­ar­beit in unter­schied­li­chen Settings.

Eine ziel­ori­en­tierte Bedarfs­pla­nung lenkt dabei schon zu einem sehr frühen Zeit­punkt den Blick auf die Ausstat­tung und Möblie­rung, die sich aus den zu erwar­tenden Arbeits­weisen ergeben. Diese Para­meter bilden dann den Rahmen für die künf­tige Kubatur der einzelnen Räume, die Anord­nung von Räumen sowie die idealen Verbin­dungen mit Fluren und Aufent­halts­zonen. Bei der klas­si­schen Vorge­hens­weise fallen diese grund­le­genden Entschei­dungen erst nach­ge­la­gert, iterativ und in Planungs­schritten. Dies führt regel­mäßig zu zeit- und damit kosten­in­ten­siven Ände­rungen.

Spezi­fi­sche Lösungen bei der Ausge­stal­tung

Biblio­thek

Es ist anspruchs­voll, Funk­ti­ons­pro­gramme für die Biblio­theken der Zukunft aufzu­stellen. Unter­schied­liche Annahmen führen zu unter­schied­li­chen Szena­rien. Das Gebot der Stunde lautet von daher, Flächen so flexibel wie möglich zu halten.

In diesem Fall hat das Planungs­team der UW/H zusammen mit dem Archi­tekten das Konzept in einem inten­siven Dialog weiter­ent­wi­ckelt. Die Bauweise erstreckt sich über drei Geschosse, die sich tages- und öffnungs­zei­ten­ab­hängig unter­schied­lich nutzen und kombi­nieren lassen. Das untere Geschoss hat einen sepa­raten Eingang von außen und ist rund um die Uhr zugäng­lich. Von diesem höchst­mög­li­chen Service profi­tieren die Studie­renden gerade in Prüfungs­zeiten. Die Frei­hand- und Arbeits­be­reiche des mitt­leren Geschosses sind viel­fältig und anpas­sungs­fähig gestaltet. Wo vorerst noch Bücher­re­gale stehen, können in Zukunft auch Arbeits­plätze geschaffen werden.

Arbeits­plätze entlang der Fens­ter­front ermög­li­chen einen freien Blick nach draußen. Zonie­rungen mit Loun­ge­ele­menten, Sitz­ni­schen und Lese­be­rei­chen schaffen unter­schied­liche Aufent­halts­qua­li­täten. Hier befinden sich auch der Haupt­ein­gang sowie der Service und die Bera­tung. Ein eigen­stän­diges Trep­pen­haus verbindet das untere Hang­ge­schoss mit dem Erd- und Ober­ge­schoss. Über eine einfache Schlie­ßung des Trep­pen­hauses lassen sich die drei Geschosse unter­schied­lich zugäng­lich und nutzbar machen.

Im Ober­ge­schoss befinden sich Klein­grup­pen­räume, die entweder der Biblio­thek zuge­schaltet oder über einen eigenen Zugang genutzt werden können. Sie dienen als stille Lern­orte für die Einzel­ar­beit oder für den Diskurs in Klein­gruppen. Darüber hinaus wurden die Räume und ihre Anord­nung so gestaltet, dass sie auch für prak­ti­sche Prüfungen im Medi­zin­stu­dium genutzt werden können.

Studen­ti­sche Arbeits­plätze

Ein beson­ders großes Defizit meldete die UW/H bei den zur Verfü­gung stehenden Lern­plätzen über alle Formen des studen­ti­schen Arbei­tens hinweg. Der Neubau lädt nun an vielen Orten zum indi­vi­du­ellen oder gemein­samen Lernen ein. Auf über 260 m² sind Kommu­ni­ka­ti­ons­flä­chen mit hoher Aufent­halts­qua­lität entstanden – verteilt über das gesamte Gebäude und mit rund 250 Sitz­mög­lich­keiten.

Inner­halb und außer­halb der Biblio­thek gibt es unter­schied­lich große Klein­grup­pen­räume für das inter­ak­tive Arbeiten mit und ohne Medien gleich welcher Art. Daneben sind studen­ti­sche Arbeits­plätze in Flur­zonen und Foyers in allen Etagen ange­ordnet. Lern­ni­schen entlang der Haupt­be­we­gungs­achse schaffen eben­falls Raum für verschie­dene Formen der Kolla­bo­ra­tion und Kommu­ni­ka­tion. Die im ganzen Neubau verstreuten studen­ti­schen Lern­ge­le­gen­heiten machen das Gebäude zur Heimat der Studie­renden. Inspi­ra­tion bietet ein Winter­garten zwischen zwei Gebäu­de­fin­gern. Kommu­ni­ka­tions- und Erho­lungs­zonen sowie ein Medi­ta­tions- und Ruhe­raum runden das Angebot ab.

Semi­nar­räume und “Audimax”

Bereits in der Entwick­lungs­phase haben sich die Projekt­be­tei­ligten über die tech­no­lo­gi­sche Ausstat­tung der Räume verstän­digt. Aus der Diskus­sion über die in Zukunft zu erwar­tenden didak­ti­schen Settings leiteten sie die medi­en­tech­ni­sche Ausstat­tung ab. Daraus ergaben sich Anzahl und Veror­tung von Präsen­ta­ti­ons­flä­chen, Anschlüsse für inter­ak­tive Screens und Boards, Beamer sowie Magnet- und beschreib­bare Wände.

Alle Semi­nar­räume sind im Seiten­ver­hältnis 1:1 bis 1:1,5 geschnitten. Diese Flächen­form erfüllt best­mög­lich die Anfor­de­rungen für unter­schied­liche didak­ti­sche Settings, egal ob an Tisch­gruppen mit vier bis sechs Plätzen, in U‑Form oder klas­si­scher Fron­tal­auf­stel­lung. Der beson­dere Vorteil liegt jedoch in der großen Nutzungs­fle­xi­bi­lität. Das „Audimax“ ist als Multi­funk­ti­ons­raum konzi­piert. Inte­griert man das Foyer lässt es sich einfach auf bis zu 350 Plätze erwei­tern.  Sieben von neun der zukünf­tigen Semi­nar­räume sind zusam­men­schaltbar und bieten je nach Anord­nung der Möblie­rung 25 bis 40 oder zusammen bis zu 200 Personen Platz für unter­schied­liche Arbeits­formen. Das Prinzip der Raum­fle­xi­bi­lität schafft so die Voraus­set­zungen für die Zukunft des Lernens und der Lehre, die wir heute noch gar nicht absehen können.

Büro­welten für Lehr- und Verwal­tungs­per­sonal

Die Büro-Cluster im UW/​H‑Neubau folgen dem bereits in der Projekt-Profil-Defi­ni­tion entwi­ckelten Stan­dard­raum­kon­zept, das auf einem modul­ar­tigen Raster aufbaut. Die Flächen sind bewusst nicht einzelnen Orga­ni­sa­ti­ons­ein­heiten zuge­ordnet und bieten unter­schied­li­chen Arbeits­weisen Raum. Auf diese Weise sind sie über den gesamten Lebens­zy­klus des Gebäudes hinweg flexibel nutzbar.

Die Büro­land­schaften präsen­tieren sich als Mischung aus Stan­dard­räumen, die sich unter­schied­lich möblieren lassen. Einzel- und Doppel­büros befinden sich an öffent­lich zugäng­li­chen Fluren. Die soge­nannten „Finger“ sind als halb­öf­fent­liche Arbeits­be­reiche konzi­piert. Spezi­elle Zonen sind ohne Flur­wände geplant und werden um Fokus­räume und Bespre­chungs­räume ergänzt. Sie bieten Ruhe und Raum für unge­störtes Arbeiten bzw. Gele­gen­heit für Austausch und Kolla­bo­ra­tion. Die Möblie­rung der Mittel­zonen ist bewusst niedrig gehalten und als „Licht­straße“ geplant. Der Blick nach draußen ist frei. Keine hohen Elemente verstellen den Blick. Die offenen Bereiche verfügen über beson­dere akus­ti­sche Ausstat­tung und spezi­ellen Sicht­schutz. Ergänzt um akus­tisch wirk­same Möbel, Steh­ti­sche mit Hockern und beweg­liche Bild­schirm­wände für kurze Ad-Hoc-Bespre­chungen finden die dort arbei­tenden Menschen eine viel­fältig gestal­tete Umge­bung für unter­schied­liche Arbeits­weisen vor.

Fazit: Die Vorteile der Vorge­hens­weise

  • Eine ziel­ori­en­tierte Bedarfs­pla­nung klärt Ziel­kon­flikte und schafft verläss­liche Grund­lagen im Konsens aller Inter­es­sens­ver­treter.
  • Auf breiter Linie entsteht eine Win-win-Situa­tion: Nutzer und Betreiber bekommen, was sie bestellt haben. Inves­toren zahlen nur das Verein­barte. Bauherren reali­sieren mit geringem Aufwand im verein­barten Zeit­fenster.
  • Das Verfahren ist explizit geeignet für Bauherren mit wenig Baukom­pe­tenz und Insti­tu­tionen ohne eigene Bauver­wal­tung. Das notwen­dige Wissen und Manage­ment-Kapa­zi­täten werden extern einge­kauft.

Das Planungs- und Bera­tungs­profil der rheform-Gesell­schaften folgt folgenden Grund­sätzen:

  • Die Vorge­hens­weise ist struk­tu­riert, inter­aktiv und kommu­ni­kativ. Aus der Viel­falt der Ziele und indi­vi­du­ellen Wünsche finden wir in einem parti­zi­pa­tiven Prozess mit allen Projekt­be­tei­ligten den besten Kompro­miss und bringen diesen im Konsens auf den Weg.
  • Der Projekt­er­folg hängt im Wesent­li­chen davon ab, die Projekt­be­tei­ligten in die Lage zu versetzen, infor­mierte Entschei­dungen zu treffen und diese einzu­halten. Für dieses Ziel benö­tigen alle, auch die fach­fremden Personen, Wissen und Verständnis für die weit­rei­chenden Folgen von Beschlüssen. Dafür fühlen wir uns zuständig.
  • Wir behaupten nicht, alle Wünsche erfüllen zu können. Unser Verspre­chen lautet, am Ende „das Gute“ zu bauen, d. h., ein Vorhaben auf einer breit abge­stimmten Planungs­grund­lage zu reali­sieren, die alle Wissens- und Entschei­dungs­träger für gut heißen und unter­stützen.
Bild­quelle:

Johannes Buld­mann – Univer­sität Witten/​Herdecke

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