Der campus³-Preis 2024

Preis­ver­lei­hung auf dem Bauwelt Kongress

Zum fünften Mal hat die rheform – Entwick­lungs­Ma­nage­ment GmbH zusammen mit dem Deut­schen Hoch­schul­ver­band (DHV) und der Bauwelt den campus³-Preis ausge­schrieben. Der Wett­be­werb prämiert zukunfts­wei­sende, studen­ti­sche Konzepte der Hoch­schul­ar­chi­tektur mit einem Preis­geld von 5000 Euro, das unter den besten Entwürfen aufge­teilt wird.

Nach den Einschrän­kungen während der Corona-Pandemie fand die Preis­ver­lei­hung in diesem Jahr zum ersten Mal wie schon immer geplant im Rahmen des Bauwelt Kongresses statt. Auf der Bühne in der Alten Akademie der Künste Berlin nahmen Mariano Managò, Linda Novotny, Chris­toph Wey und Mathias Schäfer ihre Urkunden entgegen. Anschlie­ßend hatten sie die Möglich­keit, ein paar Gedanken zu ihren Entwürfen und Visionen mit dem Publikum zu teilen. In diesem Jahr wurden zwei erste Preise und ein zweiter Preis verliehen. Boris Schade-Bünsow, der Chef­re­dak­teur der Bauwelt und Joachim Heintze, geschäfts­füh­render Gesell­schafter der rheform, gratu­lierten den Gewinner:innen.

Die Preisträger:innen 2024

1. Preis (2000 Euro)
Einer der ersten Preise ging an Mariano Managò, Absol­vent des Master­stu­di­en­gangs Archi­tektur an der Univer­sität der Künste Berlin, für den Entwurf „Wald Wasser Hof – Eine Hoch­schule für Holzbau im Schwarz­wald“.

1. Preis (2000 Euro)
Ein weiterer erster Preis wurde an Linda Novotny vergeben. Sie ist Absol­ventin des Bache­lor­stu­di­en­gangs Archi­tektur der Tech­ni­schen Univer­sität Darm­stadt und hat den Entwurf „El Pueblo – Upcy­cling als Trans­for­ma­ti­ons­thema einer alten Lager­halle im Hafen von Valencia“ einge­reicht.

2. Preis (1000 Euro)
Der zweite Preis ging an Mathias Schäfer und Chris­toph Wey von der IU Mann­heim, für den Entwurf „durch­bruch statt abbruch – Nach­nut­zung der Kreuz­bauten der Johannes Guten­berg-Univer­sität Mainz.

Von Mainz über den Schwarz­wald bis nach Valencia: Die Gewin­ner­ent­würfe 2024

1. Preis: “Wald Wasser Hof” – Eine Hoch­schule für Holzbau im Schwarz­wald

Thema von „Wald Wasser Hof“ ist die Konzep­tion einer Hoch­schule für Holzbau im Elztal, Südschwarz­wald. Dieses größte zusam­men­hän­gende Wald­ge­biet Deutsch­lands hat wie die meisten land­wirt­schaft­li­chen Bereiche mit den Folgen des Klima­wan­dels zu kämpfen. Doch der Wald und sein Holz sind hier seit jeher ein inte­graler Bestand­teil des Lebens. Die Räume sind sowohl länd­lich als auch indus­triell geprägt, weshalb die Sied­lungs­ge­schichte der Gegend auch eine der Ausbeu­tung von Rohstoffen ist

In seinem Entwurf versucht Marianò Manago eine Hoch­schule für Holzbau zu konzi­pieren, die das Muster umkehrt. Sein „Wald Wasser Hof“ soll sich sowohl vom Sinn als auch vom Erschei­nungs­bild her in die Umge­bung einfügen und mit, statt gegen die Natur arbeiten. Eine Beson­der­heit des Entwurfes ist das soge­nannte Blau­holz: Dieses vom Borken­käfer befal­lene Holz wird durch eine blaue Legie­rung trag­fähig, verwendbar und zum charak­ter­ge­benden Design­ele­ment des Wald-Wasser-Hofes.

Aus der Würdi­gung der Jury

Die Jury würdigt die Nach­hal­tig­keit des Entwurfes. Nicht nur wird Raum für Wiesen, Weiden und Fließ­ge­wässer einge­räumt, die Einbin­dung in die Kultur der Umge­bung funk­tio­niert und ist gleich­zeitig so modern, dass die Trans­for­ma­tion der Land­schaft in sich harmo­nisch bleibt. Auch das Bauen im Schwarz­wald spie­gelt der Entwurf sehr gut wider.

1. Preis: “El Pueblo” – Upcy­cling als Trans­for­ma­ti­ons­thema einer alten Lager­halle im Hafen von Valencia

Die „Tinglados del Puerto“ sind Lager­ge­bäude am Hafen von Valencia, die im Rahmen eines öffent­li­chen Bauvor­ha­bens nach einem Entwurf aus dem Jahr 1910 errichtet wurden. Stilis­tisch sind die Hallen dem valen­cia­ni­schen Nord­bahnhof nach­emp­funden. Von den ursprüng­lich sechs Gebäuden sind heute noch drei erhalten, die nach dem Bürger­krieg wieder aufge­baut wurden.

Linda Novotny versucht, diese histo­ri­schen Lager­hallen auf sinn­volle Art und Weise dauer­haft nach­zu­nutzen. Ihr Entwurf ist auf mehreren Ebenen konzi­piert. Dem Namen nach ist die zukünf­tige Nutzung der Archi­tektur und Funk­ti­ons­weise eines spani­schen Dorfes nach­emp­funden. Von der Haupt­straße aus, die als Leit­system und „Ort des Gesche­hens“ gedacht ist, werden Besucher:innen an verschie­denen Gassen, Höfen und Plätzen sowie einem zentralen Haupt­platz vorbei­ge­führt. Alle diese Orte sollen die Kommu­ni­ka­tion und den Austausch fördern – vor allem zwischen Forschung, Lehre und inno­va­tiven Start-Ups.

Aus der Würdi­gung der Jury

Die Jury würdigt die gelun­gene Umset­zung der Vision, dass das Forschen, Lehren und Zusam­men­ar­beiten mit Externen an einer Hoch­schule funk­tio­niert wie in einem Dorf. Bei diesem Konzept folgt die Form der Funk­tion. Die neu geschaf­fenen Orte sind viel­fältig und wandelbar. Heraus­ra­gend ist die Arbeit, da sie bewährte, etablierte Ideen und neue Struk­turen harmo­nisch zusam­men­bringt.

2. Preis: “durch­bruch statt abbruch” – Nach­nut­zung der Kreuz­bauten der Johannes Guten­berg-Univer­sität Mainz

Die Kreuz­bauten 2413 und 2412 der Johannes Guten­berg-Univer­sität (JGU) in Mainz gehören zur Masse der stan­dar­di­sierten und typi­sierten Hoch­schul­bauten aus den frühen 1970er und 1980er Jahren. Inzwi­schen haben sie ihren Lebens­zy­klus durch­laufen, ihre tech­ni­sche Gebäu­de­aus­stat­tung bereits mehr­fach. Aktuell werden Sie von den natur­wis­sen­schaft­li­chen Fakul­täten der Mathe­matik und Physik genutzt. Im Rahmen des Master­planes für die Campus­ent­wick­lung ist keine Nach­nut­zung der Kreuz­bauten vorge­sehen.

In der Vision von Chris­toph Wey und Matthias Schäfer hat das Gebäude aber eine Zukunft auf dem Campus der JGU. Durch einen Rückbau wollen sie mehr Licht und Kommu­ni­ka­tion in die Kreuz­bauten bringen. Statt einem der Lehre und Forschung gewid­meten Gebäude, soll hier in Zukunft eine Wohn- und Lern­an­lage für Studie­rende entstehen. Ein Mehr­wert für das Studie­ren­den­leben wird dadurch geschaffen, dass die neuen Räum­lich­keiten zur Inter­ak­tion einladen und eine Viel­zahl an studen­ti­schen Bedürf­nissen abde­cken. Durch mehrere von den Verfas­sern geplante „Durch­brüche“ sollen die Kreuz­bauten auf diese Funk­tionen eine Antwort in der Form bieten.

Aus der Würdi­gung der Jury

Für die Jury ist es abzu­sehen, dass bei Studie­ren­den­woh­nungen auf lange Sicht Knapp­heit herr­schen und die Nach­frage hier groß sein wird. Ein Konzept, das studen­ti­sches Leben, Lernen und Kommu­ni­zieren erfolg­reich in ein Gebäude inte­griert, wird daher als zukunfts­wei­send ange­sehen. Auch beim Nach­hal­tig­keits­kon­zept und dem Verzicht auf unnö­tigen Abbruch geht der Blick klar Rich­tung Zukunft. Der Entwurf besticht durch die gute visio­näre Herlei­tung der Funk­tion und seiner Umset­zung als nach­hal­tiges Nutzungs­kon­zept mit gestal­te­ri­schen Elementen.

Neue Wege Rich­tung Nach­hal­tig­keit auf dem Bauwelt Kongress und beim campus³-Preis

Die Preis­ver­lei­hung des campus³-Preises fand zwischen Vorträgen zur Zukunft der Archi­tektur und den Möglich­keiten eines klima­scho­nenden Bauens statt. Das Fazit der Veran­stal­tung in der Alten Akademie der Künste Berlin: Wenn es um Klima­schutz und Klima­wandel geht, dann ist die Archi­tektur Teil des Problems, aber auch ein Teil der Lösung. Daher ist es umso wich­tiger, dass sich junge Architekt:innen mit Themen wie Upcy­cling, Nach­nut­zung und ressour­cen­scho­nender Mate­ri­al­ver­wen­dung beschäf­tigen.

Die Nach­hal­tig­keit hat in diesem Jahr auch beim campus³-Preis den bekannten Drei­klang aus Vision, Funk­tion und Form ergänzt, der den Studie­renden als Leit­idee dient. Demnach sollen die Studie­renden eine Vision vom Lehren, Lernen und Forschen der Zukunft entwi­ckeln, die dann in einem Funk­tions- und Raum­pro­gramm umge­setzt wird. Wir von der rheform sind über­zeugt, dass nach dem Grund­satz „form follows func­tion“ dauer­haft flexibel nutz­bare – und damit nach­hal­tige – Räume und Gebäude entstehen. Diese Denk­weise wollen wir mit dem campus³-Preis der nächsten Gene­ra­tion von Architekt:innen näher bringen.

Die Ziel­kon­flikte, die bei Bauvor­haben unter den Aspekten Funk­tion, Form, Nach­hal­tig­keit, Zeit und Kosten bestehen, beschäf­tigen die rheform auch in der tägli­chen Praxis. Auf dem Bauwelt Kongress waren wir mit einem Stand vertreten. Außerdem waren die dies­jäh­rigen Gewin­ner­ent­würfe in einer kleinen Ausstel­lung in der Kongress­halle zu sehen.

Wie in den Jahren zuvor wird das Bauwelt-Magazin auch in diesem Jahr die Entwürfe der Preisträger:innen im Detail vorstellen. Der Austausch mit den Studie­renden der baufach­li­chen Diszi­plinen war inspi­rie­rend und macht uns neugierig auf weitere Ideen für den Hoch­schulbau der Zukunft.

Auch 2025 wird der campus³-Preis wieder ausge­schrieben. Die Vorbe­rei­tungen dafür laufen bereits. Aktu­elle Infor­ma­tionen finden Sie hier.

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