Hochschulmonitor User Day 2024
Chancen eines datenbasierten Benchmarkings für die Strategieentwicklung von Hochschulen
Einmal im Jahr lädt das Team des rheform-Data-Labs die Nutzer:innen seiner Produkte zum gemeinsamen Austausch ein. In diesem Jahr fand der Hochschulmonitor User Day an der Universität Duisburg-Essen (UDE) statt und stieß auf so viel Anklang wie noch nie. Aus knapp 20 Hochschulen der Republik waren Vertreter:innen angereist, um mehr über die Funktionalitäten und Einsatzmöglichkeiten des Hochschulmonitors zu lernen.
Im Laufe des Tages haben Lars Winter von der Goethe-Universität Frankfurt und Thomas Lipke von der Universität Duisburg-Essen in zwei Use Cases gezeigt, wie sie die Anwendungen der Produkte des Data Labs für die strategische Entwicklung ihrer Hochschulen nutzen.
Use Case 1: Chancen und Grenzen evidenzbasierter Analysen für die Strategieentwicklung
In seinem Use Case gab Lars Winter, Büroleiter für strategische Organisations- und Qualitätsentwicklung, den Anwesenden einen Einblick in die Strategieentwicklung der Goethe-Universität Frankfurt. „Strategie sollte keine Mischung aus Zufall und Steuerung sein“, sagte Winter gleich zu Beginn seiner Präsentation. Die Umsetzung der universitären Strategien sei durch ihre teils hohe Flughöhe im operativen Tagesgeschäft oft schwierig. Kennzahlen und ein gezieltes Benchmarking können laut Winter dabei helfen, Komplexität zu reduzieren und Ziele zu erreichen.
An einigen Beispielen erläuterte er, wie der Hochschulmonitor mit Daten zu Drittmitteln pro Professur und geförderten Projekten bei der Einordnung der eigenen Forschungsbereiche helfen kann, aber auch wo die Grenzen solcher Vergleichsbetrachtungen liegen. Benchmarking sei nur ein Blickwinkel von mehreren und die Auswahl der Ebene habe dabei große Bedeutung, so Winter.
Mit datenbasierten Analysen die Exzellenzstrategie stützen
Dr. Louisa Rothe und Dr. Michael Eisinger gaben den Anwesenden einen kurzen Einblick in die Arbeit ihres möglichen Exzellenzclusters „reasons“, das sich mit der nachhaltigen Bewirtschaftung von Flusssystemen beschäftigt. Zusammen mit verschiedenen Partner:innen aus Wirtschaft und Wissenschaft hat die Universität Duisburg-Essen als einzige in Deutschland die Süßwasserforschung als Profilschwerpunkt sichtbar gemacht. Das macht auch den datenbasierten Vergleich auf nationaler Ebene herausfordernd.
Philipp Adler vom Data Lab erklärte im Anschluss an den Vortrag, wie man den Weg zum Exzellenzcluster mit datenbasierten Analysen unterstützen kann. Beispielsweise kann hier ein deutschlandweiter Vergleich von EU- und DFG-Projekten helfen, um Kooperationspartner:innen oder Mitbewerber:innen zu identifizieren.
Allerdings funktioniert dieser Prozess nur bis zu einer gewissen Detailtiefe, so Philipp Adler. Auf der Vergleichsebene ist „reasons“ aktuell dem Bereich „water science and technology“ zugeordnet, doch dazu gehören auch viele Universitäten, die Meeresforschung betreiben. Es gelte bei der Arbeit mit Daten immer individuell zu bewerten, inwieweit eine kleinteiligere Abstufung noch sinnvoll sei, meinte Philipp Adler. Gerade in einem Pionierbereich wie dem von „reasons“ sei eine breiter gefasste Vergleichsebene oft sinnvoller.
An dieser Stelle ist der wechselseitige Austausch besonders wertvoll. Umso mehr Informationen das Team des Data Labs über die Arbeit von „reasons“ hat, desto genauer können Analysen auf die Ziele und Bedarfe des Exzellenzclusters zugeschnitten werden. „Die Kommunikation ist in der Arbeit mit datenbasierten Analysen einer der wichtigsten Schlüsselfaktoren“, so Philipp Adler.
Fragen an und Feedback für das Team Data Lab
Wie immer boten die Kolleg:innen des Data Labs einen Helpdesk an, bei dem die Vertreter:innen der Hochschulen Fragen stellen und Probleme ansprechen konnten. Insgesamt war das Feedback sehr positiv. So erwähnte beispielsweise Anne-Kristin Detert von der Schiller-Universität Jena, dass sie froh sei, eine Anwendung wie den Hochschulmonitor zur Verfügung zu haben, da dieser die Datenzusammenstellung und Arbeit auf dem Gebiet der Strategieentwicklung erleichtere. Auch Dr. Andrea Jörg von der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau betonte, dass ihr Prozess der Strategieentwicklung in den Fachbereichen durch die Tools des Data Labs bestmöglich unterstützt wurde.
In einem Quiz hat das Team Data Lab anschließend die Fragen gestellt: Anhand einiger Datenpunkte zu Drittmitteln oder Studierenden durften die Anwesenden erraten, welche Hochschule gesucht ist.
Use Case 2: Kennzahlen für die Gründung einer neuen Fakultät nutzen
Im zweiten Use Case gab Thomas Lipke, Dezernent für Digitale Transformation und Akademisches Controlling an der UDE, einen Einblick in die strategischen Überlegungen zur Gründung einer neuen Fakultät. Mit Hilfe der vergleichenden Daten des Hochschulmonitors haben er und sein Team strategische und operative Vorteile davon untersucht, die verschiedenen Fachbereiche der Informatik in einer Fakultät zu bündeln.
Dazu haben sie zunächst über den Hochschulmonitor geeignete Vergleichshochschulen auf Basis der Anzahl Informatikstudierender identifiziert und diese dann in Universitäten mit und ohne eine eigene Fakultät für Informatik aufgeteilt. Studierendengewinnung, Studienerfolg und Drittmittelgewinnung dienten dabei als Benchmark-Kriterien. Die Frage, ob eine Universität mit einer organisatorisch eigenständigen Fakultät für Informatik erfolgreicher ist als ohne, ließ sich allerdings nicht eindeutig beantworten.
Was bei der Arbeit mit dem Hochschulmonitor jedoch sehr deutlich wurde ist, dass die UDE einen der größten Informatikbereiche hat und rund ein Achtel ihrer Studierenden dieser Fächergruppe zuzuordnen sind. Die Quote der Studienabschlüsse im Bereich Informatik war dagegen aber vergleichsweise gering. Daraus hat die UDE eine Verantwortung abgeleitet, mehr Studienabschlüsse in diesem Bereich zu erlangen und die Zahl der Informatikabsolventinnen zu erhöhen. Aktuell setzt die UDE weiterhin ein gezieltes Benchmarking ein, um die erfolgreiche Entwicklung der neuen Fakultät mit zu beeinflussen.
Neuerungen und Änderungen in den Produkten des Data Labs
Zum Abschluss gab das Team Data Lab den Anwesenden einen Überblick über Neuerungen und Änderungen, die seit dem letzten User Day in Kraft getreten sind. Dazu gehören unter anderem:
- Medizinübersicht: Wurde in den HSM aufgenommen.
- Forschungsboard: Gemeinsam mit der Uni Wuppertal wurde das Forschungsboard entwickelt, um Datenquellen übereinander zu legen und die wichtigsten Kennzahlen aus der Forschungsperspektive zu betrachten.
- Strukturelle Änderungen: Die Hochschulnamen wurden angepasst und die Bedienung für die freie Auswahl erleichtert. Das Glossar ist aktualisiert und die Downloadpräsentation hinzugefügt.
- Neue Darstellung: Eine Trendpräsentation zu Finanzen und Personal ist seit letztem Jahr verfügbar. Die Indikatoren der Personalkennzahlen nach Vollzeitäquivalent wurden ergänzt. Außerdem die Darstellung der Drittmittelabschöpfung und des Drittmittelrankings. Auch das Hochschulzugangsberechtigungs-Fach wurde grafisch verbessert.
- Neue Daten: Informationen zum Tenure Track wurden ergänzt, weitere Preise hinzugefügt sowie die Unikliniken in die Finanzpräsentation aufgenommen. Die Absolventen in Regelstudienzeit +X wurden ergänzt sowie Informationen zu Vollzeit‑, Teilzeit- und Dual Studierenden.
- Vergleichsgruppe: Ist jetzt leichter auffindbar.
Perspektiven für 2025
Anschließend gaben Philipp Adler und sein Team einen Überblick über weitere Änderungen im Verlauf des kommenden Jahres:
- DFG-Förderatlas: Die Daten des DFG-Förderatlas, der alle drei Jahre (und zeitnah Ende 2024) erscheint, werden in den HSM eingebunden.
- Publikationen: Die Integration von Publikationen wurde mit Daten der Plattform OpenAlex neu aufgestellt.
- Qualitätscheck: In einem Workshop wird das Team einen intensiven Qualitätsqueck des HSM vornehmen und an verschiedenen Stellen weiter optimieren.
- Umstellung in die Cloud: In Zukunft wird der Hochschulmonitor nicht mehr über einen eigenen Server, sondern über eine Cloudlösung auf dem Server von Tableau in Frankfurt gehostet.
Mit dem Studiengangportfolio Verbesserungspotenziale und Handlungsfelder identifizieren
Philipp Adler stellte ein Modell zur Analyse von Studiengangportfolios vor. Dieses gibt Ansätze dazu, welche Studiengänge eine positive Zukunftsprognose aufweisen und wo Entwicklungspotenziale liegen. Viele der dargelegten Kennzahlen und Benchmarks können mit dem Hochschulmonitor analysiert werden. Die Ergebnisse sorgen im iterativen Prozess der Überarbeitung von Studiengangportfolios für mehr Transparenz und erleichtern die Abstimmung zwischen den relevanten Akteur:innen.
Fazit und Ergebnisse
Im gemeinsamen Austausch und der Diskussion bekam das Team des Data Labs Ideen für die Weiterentwicklung seiner Tools. Unter anderem wurden den Berater:innen folgende Anregungen für das nächste Jahr mitgegeben:
- Eine Verbesserung des Glossars wäre wünschenswert.
- Die Lehramtszahlen sollten im Landesvergleich verfügbar sein.
- Zahlen ausländischer Universitäten sollten für ein internationales Benchmarking zur Verfügung gestellt werden.
- Prognosen zu Studierendenzahlen, Drittmitteln etc. sollten inkludiert werden.
- Daten zu Studiengängen wären hilfreich.
Viele dieser Impulse werden das Team im nächsten Jahr beschäftigen, allerdings liegen nicht alle Wünsche im Bereich des Machbaren. Ein Update erfolgt spätestens beim nächsten Hochschulmonitor User Day 2025.
Haben Sie Fragen zum Hochschulmonitor oder anderen Produkten des Data Labs? Unser Team berät Sie gern.
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