Vom Fach­wissen zur Hand­lungs­kom­pe­tenz:

Hoch­schulen als Wegbe­reiter von Future Skills

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Erschienen in

Partner der Wissen­schaft

Ausgabe 2025 – 75 Jahre Deut­scher Hoch­schul­ver­band

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Future Skills als Schlüs­sel­kom­pe­tenz: Mit welchen Fähig­keiten lassen sich die Heraus­for­de­rungen der Zukunft meis­tern? Das Thema gehört in die Hoch­schulen und Curri­cula.

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Dajana Kulik

Ist als Bera­terin an der Schnitt­stelle zwischen Stra­te­gie­be­ra­tung und ziel­ori­en­tierter Bedarfs­pla­nung bei der rheform – Entwick­lungs­Ma­nage­ment GmbH tätig.

Die Heraus­for­de­rungen in Gegen­wart und Zukunft

Mega­trends wie Digi­ta­li­sie­rung und Künst­liche Intel­li­genz, perspek­ti­visch sinkende Studie­ren­den­zahlen, Fach­kräf­te­mangel infolge des demo­gra­fi­schen Wandels – die Heraus­for­de­rungen für die Hoch­schul- und Wissen­schafts­ein­rich­tungen sind groß. Zusätz­lich sollen die Insti­tu­tionen ihre Studie­renden auf die digi­tale Arbeits­welt und gesell­schaft­liche Teil­habe vorbe­reiten.

Seit Längerem besteht die Annahme, dass die Zeit der ausschließ­li­chen Vermitt­lung von Fach­wissen im Studium vorbei ist. In einer sich rapide wandelnden digital geprägten Gesell­schaft veraltet Wissen sehr schnell. Künf­tige Hochschulabsolvent:innen benö­tigen daher neben dem Fach­wissen weitere Kompe­tenzen. Die Future Skills spielen an dieser Stelle eine wich­tige Rolle, denn zuneh­mend mehr setzt sich die Auffas­sung durch, dass ein rein wissens­ba­siertes Bildungs­system nicht mehr funk­tio­niert bzw. nicht mehr ausreicht.

Bis heute galt es als essen­ziell, Wissen aufzu­nehmen, zu verar­beiten und anzu­wenden. In der Zukunft wird sich der Fokus verla­gern. Zusätz­liche Fähig­keiten spielen dann eine größere Rolle im Umgang mit neuen Aufgaben, Themen und Systemen. So werden inno­va­tive und krea­tive Kompo­nenten zuneh­mend wich­tiger für die Ausge­stal­tung von Neuem. Diese und weitere Hand­lungs­kom­pe­tenzen müssen Hoch­schulen ihren Studie­renden effektiv vermit­teln. Das Konzept der Future Skills unter­stützt Hoch­schulen bei der Aufgabe, ihre Studie­renden für die Heraus­for­de­rungen der Zukunft zu befä­higen.

Warum die Vermitt­lung von Future Skills für Hoch­schulen wich­tiger wird

Future Skills“ (auch „Future Work Skills“) lassen sich als Fähig­keiten defi­nieren, die in den nächsten Jahren im Berufs­leben und im gesell­schaft­li­chen Kontext an Bedeu­tung gewinnen werden. Eine einheit­liche Defi­ni­tion oder Kompe­tenz­liste exis­tiert bislang noch nicht. Der Begriff der Future Skills ist nicht neu. Über die Diskus­sion von Schlüs­sel­qua­li­fi­ka­tionen im Kontext der Berufs­aus­bil­dung begann eine Ausein­an­der­set­zung mit dem Thema ab den 1990er Jahren auch im Hoch­schul­be­reich.

Zum gemein­samen Grund­ver­ständnis gehört jedoch die Sicht­weise, Fähig­keiten zu erlangen, die es
u. a. Hoch­schul­ab­sol­ven­tinnen und ‑absol­venten ermög­li­chen, die Heraus­for­de­rungen der Zukunft best­mög­lich zu meis­tern. Der Stif­ter­ver­band unter­glie­dert Future Skills in klas­si­sche Kompe­tenzen, digi­tale Kompe­tenzen und tech­no­lo­gi­sche Kompe­tenzen.

Klas­si­sche Kompe­tenzen bilden die Basis für den (Berufs-)Erfolg. Darunter fallen grund­le­gende Kompe­tenzen, wie zum Beispiel Lösungs­fä­hig­keit.

Digi­tale Kompe­tenzen beschreiben Fähig­keiten, womit sich Personen in einer digi­ta­li­sierten Umge­bung orien­tieren und aktiv an ihr teil­nehmen. Insbe­son­dere das digi­tale Home-Office und die Online-Lehre erfor­derten in den vergan­genen Jahren zuneh­mend mehr Fertig­keiten auf diesem Gebiet.

Tech­no­lo­gi­sche Kompe­tenzen sind für die Gestal­tung und effi­zi­ente Nutzung von Tech­no­lo­gien notwendig. Dazu gehören Kompe­tenzen wie Soft­ware­ent­wick­lung oder Kennt­nisse in Data Analy­tics und Künst­li­cher Intel­li­genz (KI). Tech­no­lo­gi­sche Kompe­tenzen werden haupt­säch­lich durch Spezia­listen ausge­führt.

So unter­schied­lich man Zukunfts­kom­pe­tenzen inhalt­lich defi­nieren kann, so einig ist man sich bei der Bewer­tung, dass man sie in Wirt­schaft und Wissen­schaft unbe­dingt braucht, um beschäf­ti­gungs- und zukunfts­fähig zu sein. Die Kompe­tenz­ver­mitt­lung an Hoch­schulen wird umso wich­tiger, je mehr man bedenkt, dass Hoch­schulen u. a. die für die Region notwen­digen zukunfts­fä­higen Beschäf­tigten ausbilden.

Von Future Skills profi­tieren nicht nur Wirt­schaft und Gesell­schaft – auch die Hoch­schule selbst kann daraus Gewinn ziehen: Aufgrund der sinkenden Studie­ren­den­zahlen kann eine stra­te­gi­sche Posi­tio­nie­rung und Sicht­bar­ma­chung des Themas Future Skills perspek­ti­visch sinn­voll sein. Die Hoch­schule könnte durch die Förde­rung von Future Skills über das Curri­culum beispiels­weise die Ziel­ori­en­tie­rung sichtbar machen: Was ist der Mehr­wert des Studiums als Inves­ti­tion in die eigene Berufs­kar­riere? Dieser Punkt funk­tio­niert heute bereits im Marke­ting der Privaten Hoch­schulen.

Eben­falls Erfolg brin­gend ist im privaten Sektor die Vermark­tung der Studie­ren­den­ori­en­tie­rung: Sinkende Studie­ren­den­zahlen ermög­li­chen perspek­ti­visch eine engere Betreuung, Service­ori­en­tie­rung und Verant­wor­tungs­über­nahme für Studie­rende. Nicht in dem Maße, wie es an Privaten Hoch­schulen der Fall ist, aber die Werbung für ein indi­vi­du­el­leres und profil­bil­dendes Studium durch beglei­tende, neue Lehr­for­mate, die neben der Vermitt­lung von Fach­wissen die Förde­rung der persön­li­chen Kompe­tenzen beinhalten, bildet ein gutes Narrativ.

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Wie Hoch­schulen Future Skills gezielt fördern

Wie für vieles andere gibt es an dieser Stelle keine Patent­lö­sung dafür, wie sich Future Skills an Hoch­schulen als Thema plat­zieren lassen. In jedem Fall sind dafür konkrete Verän­de­rungen in den Hoch­schulen und/​oder in der Hoch­schul­po­litik notwendig. Damit Future Skills nicht nur ein theo­re­ti­sches Konstrukt bleiben, sondern erlernt und erfahren werden können, bedarf es einer Veror­tung dieser in den Curri­cula.

Hierfür braucht es in einem ersten Schritt ein hoch­schul­spe­zi­fi­sches Commit­ment, welche Skills zum Kanon der Future Skills in der Lehre gehören sollen. In einem zweiten Schritt lassen sich dann mit Lehrenden Rahmen­be­din­gungen gestalten, in denen Studie­rende ihre Future Skills erlernen und erproben. Daneben sollten die Future Skills aus verschie­denen Perspek­tiven gedacht werden, denn nicht nur in der Lehre, sondern auch in der Weiter­bil­dung können diese posi­tio­niert werden.

Weiterhin sollten Future Skills bereits beim Aufbau von Studi­en­gängen Berück­sich­ti­gung finden. Eine inte­gra­tive Vermitt­lung über mehrere Module hinweg ist an dieser Stelle sinn­voller als die Vermitt­lung im Rahmen eines Moduls. Zudem müssen Prüfungen kompe­tenz­ori­en­tiert entwi­ckelt werden und die Möglich­keit zur Refle­xion bieten.

Wie bereits darge­legt, gewinnen die Persön­lich­keits­ent­wick­lung und das gesell­schaft­liche Enga­ge­ment bei Studie­renden zuneh­mend an Bedeu­tung. Future Skills bieten an dieser Stelle einen enormen Mehr­wert, denn die Inte­gra­tion von aktu­ellen und zukünf­tigen Arbeits­tech­niken aus der Wirt­schaft ist ein Wunsch vieler Studie­render. Vor allem im Hinblick auf die gesell­schaft­liche Teil­habe erwerben Studie­rende aktuell die notwen­digen Kompe­tenzen eher über außer­hoch­schu­li­sche Akti­vi­täten, wie z. B. ein Ehrenamt. Insbe­son­dere aufgrund des starken Inter­esses der Wirt­schafts­ak­teure an zukunfts­fä­higen Beschäf­tigten darf von den Unter­nehmen erwartet werden, dass sie sich nach­haltig einbringen. Der Aufbau von Kontakten und das Eruieren von Anfor­de­rungs­pro­filen ist für die Anpas­sung von zukunfts­fä­higen Curri­cula essen­ziell.

Bei der Imple­men­tie­rung empfiehlt sich ein Vorgehen in kleinen Schritten. Nicht alles muss neu erschaffen oder voll­ständig umge­krem­pelt werden. Eine gesunde Fehler­kultur lässt Raum für allmäh­liche Verbes­se­rungen und Ände­rungen. Viel wich­tiger ist der fort­wäh­rende Austausch – auch mit den Studie­renden, um Formate zu erproben, sie weiter­zu­ent­wi­ckeln und umsetzen zu können. Daher ist eine inter­ak­tive Vermitt­lung von Future Skills wesent­lich. Neue Lehr- und Lern­for­mate bieten, gepaart mit einer modernen und besten­falls flexi­blen räum­li­chen Struktur, die Möglich­keiten dazu. Die Etablie­rung und Stär­kung neuer Lern­kul­turen gelten hier als Schlüs­sel­faktor. Sie bilden die Brücke von der Theorie in die Praxis.

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