Auftakt für ein neues Veranstaltungsformat
Mit “rhe:think” Ansätze für die Herausforderungen der Zukunft finden
„Veränderungsdynamik und der flexible Mensch – gibt es eine Grenze?“ Unter diesem Titel startete das neue Veranstaltungsformat „rhe:think“ der rheform – WorkplaceInnovation GmbH. Dazu waren zwei Referenten geladen, die das Thema von unterschiedlichen Standpunkten aus beleuchteten.
Zwei Positionen, eine Diskussion, ein kleiner Kreis von Gästen. Dieser Rahmen bot den Teilnehmer:innen die Gelegenheit zu Perspektivenwechsel, Austausch, neuen Ideen und Kontakten. Coronabedingt war eine persönliche Begegnung nicht möglich, doch auch im virtuellen Raum kam es rasch zu einem lebendigen und konstruktiven Austausch. Das verbindende Element der Gäste: In ihren beruflichen Kontexten stehen sie in verantwortungsvollen Positionen und sind dazu aufgefordert, sich mit den Möglichkeiten und Grenzen der menschlichen Flexibilität auseinanderzusetzen – mit allen Herausforderungen, die diese Aufgabe mit sich bringt. Dieses Spektrum nahmen Rolf Zimmer und Prof. Dr. Axel Koch in ihren Impulsvorträgen von unterschiedlichen Positionen aus in den Blick.
Die Referenten und ihre Standpunkte
Für den Unternehmensberater Rolf Zimmer ist Flexibilität alternativlos. Sie ist seiner Meinung nach wesentlich, um die vielfältigen Herausforderungen der Gegenwart zu meistern. Exemplarisch nennt er die Folgen der Corona-Pandemie, die Digitalisierung und veränderte Kundenbedürfnisse. Rolf Zimmer plädiert für flexibles Arbeiten mit Mut, Spaß und Augenmaß und zählt vier Erfolgsfaktoren auf, über die sich dieser Wunschzustand erreichen lässt: die passende Kultur, überzeugende Führung, bekannte Ziele und klare Kommunikation. Um die Belegschaft dabei mitzunehmen, rät er, die Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu fördern, ihre Selbstorganisation zu stärken und insgesamt zu emanzipieren.
- Wie möchte ich arbeiten?
- Was kann ich einbringen?
- Was kann ich lernen?
- Was macht mir Spaß?
- Zu welchen Kompromissen bin ich bereit?
Über diese zentralen Fragen finden Menschen seiner Ansicht nach den Weg in die Selbstverantwortung und gewinnen ihre Gestaltungsmacht zurück, weil sie sich selbst positionieren können. Für ihn sind das wichtige Voraussetzungen für die organisationale Akzeptanz von angestrebten Veränderungen. Rolf Zimmer empfiehlt, Kulturveränderungen schnell mit einem Ziel und einem Plan auf den Weg zu bringen, Verantwortlichkeiten zu bündeln und zu zentralisieren. „Veränderungen brauchen Gewicht. Veränderungen brauchen aber auch Leichtigkeit. Und denken Sie daran: A fool with a tool is still a fool.”
Axel Koch, Professor für Training und Coaching an der Hochschule für angewandtes Management in Ismaning, hat einen anderen Blick auf die Dinge. Er stellt sich nicht gegen Veränderungen, doch den aktuell praktizierten Change hält er für überdosiert. In der Summe sieht er darin den Einstieg in den Abstieg – für Menschen und Unternehmen. An einem Praxisbeispiel zeigt er, wie und warum Menschen, die eigentlich veränderungsfreudig sind, mit der Zeit ihre positive Haltung und Motivation verlieren und regelrecht „kaputt gehen“. Axel Koch beklagt das Tempo und den Druck, womit Veränderungen in den Unternehmen implementiert werden. Vielfach widerspricht diese Schlagzahl den Gesetzen der Psychologie und Hirnforschung, weshalb Menschen Anpassungsstörungen entwickeln und immer häufiger zu nicht unproblematischen, leistungssteigernden Mitteln greifen. „Change ist immer ´on top‘. Das Tagesgeschäft geht weiter. Menschen stecken in der Beschleunigungsfalle und brennen aus“, so der Psychologe. Sein Plädoyer: „Wir brauchen nicht nur Flexibilität, sondern auch Zeit, um die Strecke zurückzulegen. Wir müssen fragen: Inwiefern passt die Veränderung zu den Menschen und wie viel Veränderung kann ein Mensch schaffen.“
Austausch von Erfahrungen und Best-Practice-Beispielen
In der anschließenden Diskussion erhielten die Teilnehmer:innen die Gelegenheit, das Gehörte in Kleingruppen über Breakout-Sessions zu reflektieren. Als besonders bereichernd erwies sich dabei die heterogene Zusammensetzung der Gäste aus verschiedenen Organisationen und Bereichen. Schnell fanden die bunt gemischten Teams zusammen und tauschten über die Impulse der Referenten hinaus Erfahrungen aus und gaben sich Tipps für anstehende Herausforderungen.
Ergebnis und Perspektive
„Es ist mehr Veränderung möglich, als wir denken, aber es gibt klare Grenzen“, lautete eine der Botschaften, die aus den Gruppen am Ende als Ergebnisse wieder ins Plenum getragen wurden. Ein weiterer Beitrag bezog sich auf die „extrem wichtige“ Bedeutung von Kultur und Kommunikation in allen Veränderungsprozessen. Die Veranstaltung schloss mit der Erkenntnis, wie sehr sich die Herausforderungen in den unterschiedlichen Organisationen ähneln und wie viele neue Ideen und wertvolle Sichtweisen sich in kurzer Zeit zusammentragen lassen.
Mit dem Auftakt der Veranstaltung ist Initiator Marco Wagner, der Geschäftsführer der rheform – WorkplaceInnovation GmbH sehr zufrieden. Das Format möchte er auf jeden Fall fortsetzen. „Mit unseren Raumstrategien setzen wir mit und bei unseren Kunden vielfach einen grundlegenden Change-Prozess in Gang – mit Konsequenzen, die oft weit über neu gestaltete Räume hinausgehen. Nach den Rückmeldungen aus der Auftaktveranstaltung bin ich davon überzeugt, dass es uns allen weiterhilft, wenn wir uns regelmäßig aus verschiedenen Perspektiven über die damit zusammenhängenden Themen austauschen.“
Die Referenten
Rolf Zimmer ist Gründer und Geschäftsführer der „Die Optimisten Coaching & Consulting Partnerschaftsgesellschaft”. Von 1991 bis 2016 war der Diplom-Informatiker in verschiedenen Führungsfunktionen bei Microsoft DE beschäftigt, zuletzt als Director Customer Experience.
Axel Koch ist Professor für Training und Coaching an der Hochschule für angewandtes Management in lsmaning. Der Diplom-Psychologe ist seit 25 Jahren Trainer, Coach und Berater, außerdem Buchautor. Von ihm stammt u. a. der Wirtschaftsbestseller „Change mich am Arsch”.
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