Wissenschaft zukunftssicher Raum geben
Wegweiser für die aktuellen Herausforderungen in der Hochschulentwicklung
Erschienen Februar 2021 in
VERLAGSSONDERBEILAGE PARTNER DER WISSENSCHAFT
Digitaler, globaler, agiler. Die künftigen Formen des Lehrens, Lernens und Forschens verändern die Ansprüche der Menschen an die Organisationsformen von Hochschulen und ihre Infrastrukturen. Im Wettbewerb um die klügsten Köpfe sind innovative Konzepte gefragt. Eine integrale Betrachtung der strukturell-organisatorischen und räumlich-baulichen Aufgaben ist der Schlüssel für erfolgreiche Lösungen.
Die rheform GmbH beschäftigt sich seit 2003 mit Fragestellungen dieser Art. Als Begleiterin für vielfältige Transformationen hat sie ein ausgewiesenes Profil dafür entwickelt, wie sich Strukturen von Wissenschaftseinrichtungen unter verschiedenen Aspekten weiterentwickeln lassen. Mit dem Wissen aus unterschiedlichen Disziplinen bringen rund 60 Mitarbeiter:innen nachhaltig Innovation in die Organisation und Immobilien von Hochschulen. Der Bedarf dafür ist groß, denn die Herausforderungen in den Institutionen sind enorm. Die beiden geschäftsführenden Gesellschafter Joachim Heintze und Prof. Dr. Guido Benzler zeigen an zentralen Punkten, wo der Handlungsdruck besonders hoch ist und welche Lösungen sich anbieten.
Dipl. Ing. Joachim Heintze
Prof. Dr. rer. oec. Guido Benzler
Die geschäftsführenden Gesellschafter der rheform GmbH: Dipl. Ing. Joachim Heintze (links) und Prof. Dr. rer. oec. Guido Benzler (rechts). Mit der Expertise aus den Fachrichtungen Architektur und Volks-/Betriebswirtschaft beraten sie seit den 1990er Jahren öffentliche Institutionen und Wissenschaftseinrichtungen zu Strategieentwicklung und Hochschulbau. Im Zentrum ihrer Herangehensweise steht die integrale Bearbeitung von Aufgaben aus der strukturell-organisatorischen und räumlich-baulichen Perspektive.
Ausgangslage
Der Sanierungsstau an deutschen Hochschulen muss mit höchster Priorität abgebaut werden. Nur so bleibt die Wissenschaft dauerhaft arbeitsfähig. Viele Gebäude sind in einem miserablen Zustand und von der Schließung bedroht.
Die meisten Hochschulbauten sind 50 Jahre alt und älter. Die Lebensdauer dieser Immobilien ist überschritten, im Bereich der Gebäudetechnik bereits mehrfach. Mit den viel zu geringen Mitteln für die erforderlichen Modernisierungen sichern die Verantwortlichen nur die Funktionstüchtigkeit. Die rheform GmbH hat über 20 Prozent aller universitären Flächen und Gebäude in Deutschland begangen und den Zustand bauteilbezogen und kostentechnisch bewertet. Der Investitionsbedarf ist schon jetzt riesig. Weitere Herausforderungen stehen bevor. So schreibt das jüngst verabschiedete Klimaschutzgesetz vor, die gebäudebezogenen jährlichen Emissionsmengen von über 40 Prozent zu reduzieren.
Hochschulgebäude bilden den größten Anteil im Immobilienportfolio der Länder. Spätestens jetzt müssten alle Zuständigen in Politik und Verwaltung Verantwortung übernehmen und den Sanierungsstau in einer konzertierten Aktion gezielt abtragen. Mit dem derzeitigen Finanzmitteleinsatz und den aktuellen Vorgehensweisen lässt sich jedoch weder der Sanierungsstau abbauen, noch das Klimaschutzziel erreichen, denn von der Projektentwicklung bis zur Inbetriebnahme dauert ein Bauvorhaben an die zehn Jahre. Es drohen funktionsuntüchtige Gebäude und behördliche Schließungen. Die Arbeitsfähigkeit der Wissenschaften ist ernsthaft bedroht.
Dennoch werden aktuell aufgrund der angespannten Haushaltslagen in vielen Bundesländern die Baubudgets gekürzt. Der Handlungsdruck ist groß und wirft drängende Fragen auf:
- Wie lässt sich mit den wenigen Mitteln möglichst viel erreichen?
- Wie lässt sich die Umsetzung deutlich beschleunigen?
- Und wie lassen sich zusätzliche Mittel generieren?
Lösungsansätze
Die Reorganisation in der Vorgehensweise, wie Hochschulimmobilien entwickelt, geplant, gebaut und betrieben werden, ist überfällig. Eine inhaltliche und strukturelle Hochschul-Standortentwicklungsplanung macht den Anfang. Eine zielorientierte Bedarfsplanung weist den Weg für eine räumliche und bauliche Immobilienstrategie.
Ein Ausweg aus dem situationsgetriebenen „Weiter so“ bietet eine strategische Hochschul-Standortentwicklungsplanung (HSEP). Sie ist die Grundlage für eine zielorientierte, effiziente und nachhaltige Immobilienentwicklung, die der Wissenschaft genau das variable Umfeld ermöglicht, in dem sich Innovationen entfalten können. Eine wichtige Voraussetzung für diesen Prozess ist eine integrale Vorgehensweise. Sie beteiligt alle Wissens- und Entscheidungsträger, die an der Ziel-Definition und Bewertung von Lösungsansätzen beteiligt sind und betrachtet die Inhalte unter allen Aspekten, die Wechselwirkung und Spannung auslösen können – aktuell und in Zukunft.
Bauen ist grundsätzlich ein großer Kompromiss. Die Anforderungen der einzelnen Interessensgruppen, die investieren, bauen und nutzen sind mit Blick auf Funktion, Form, Zeit, Kosten und Nachhaltigkeit so divers, dass der Prozess nur im gemeinsamen miteinander Reden und Gestalten gelingen kann. Eine zielorientierte Bedarfsplanung ist dafür das Mittel der Wahl. Sie gleicht die unterschiedlichen Interessen aus, ermöglicht Konsens und bringt das Projekt mit Kosten- und Terminplänen auf den Weg.
Das Planen und Bauen lässt sich erheblich beschleunigen, wenn man die in den öffentlichen Institutionen dislozierte Verantwortung in der Hochschule bündelt und Universitäten als Bauherr etabliert. Ausgestattet mit einem jährlichen Investitionsbudget kann sie entschieden besser einer zielgerechten Verwendung der Finanzen gerecht werden. Unsere Erfahrung zeigt: Verlässlich fließende Mittel, selbst wenn es zu wenige sind, schaffen Planungssicherheit und führen dazu, dass eine nachhaltige Immobilienstrategie auch umgesetzt wird.
Momentan lähmen langwierige Abstimmungsprozesse mit Landesverwaltungen den Prozess. Universitäten in der Bauherrenrolle lösen Aufgaben aus diesem Kontext schneller und flexibler. Eine Hochschulleitung mit der Befugnis zum Investieren und Bauen kann darüber hinaus auch interne Zielkonflikte besser lösen, z. B. wenn es um die Aufstellung flächeneffizienter Raum- und Gebäudekonzepte geht. Außerdem erzeugt das universitäre Bauherren-Modell die erforderliche Transparenz, worüber auch private Förderer und Investoren bereit sind, Mittel zur Verfügung zu stellen.
Flexibel nutzbare Gebäudekonzepte sind die Basis für nachhaltige Lösungen und die Antwort auf die offenen Fragen zu noch unbekannten Entwicklungen der Zukunft.
Die Anforderungen an die räumliche Gestaltung und die technischen Ausstattungen steigen, bedingt durch die zunehmende Ausgestaltung der klassischen Disziplinen, neue Querschnittsdisziplinen und die wachsende Vielfalt an Methoden und Arbeitsweisen. Auch die Ansprüche an die Attraktivität von Campus und Gebäude wachsen. Schließlich wirkt sich die Aufenthaltsqualität direkt auf die Bewertung einer Hochschule aus.
In Zeiten großer Ungewissheit, wie sich das Arbeiten in Lehre und Forschung weiter entwickeln wird, halten wir Flächeneffizienz, Nutzungsflexibilität, Multifunktionalität und Umgestaltung ohne großen Aufwand für den Kern nachhaltiger Immobilienentwicklung für Gebäude mit einem Lebenszyklus von mindestens 50 Jahren. Wir können derzeit aber nur erahnen, welche Konsequenzen die Digitalisierung und der kulturelle Wandel in der Arbeitswelt noch mit sich bringen. Aus den oben genannten Gründen ergibt sich aber akut die Notwendigkeit zum Planen und Bauen.
Über eine integrale Betrachtung von Organisation, Mensch und Technologie lassen sich räumliche Lösungen konzipieren, die den Anforderungen der Funktion wirtschaftlich und nachhaltig gerecht werden. Die Erfahrung zeigt: Je tiefer Nutzer in der Phase der Projektentwicklung in die konkrete Definition der Qualitäten von Flächen, Räumen, Raum-/Gebäudekonzepten eingebunden werden, desto höher fällt die Akzeptanz aus, Flächen effizient zu planen und zukunftsweisend zu gestalten. Dabei ist es wichtig, dass die Hochschulleitungen Verantwortung übernehmen und die zentralen Ziele fixieren. Innerhalb dieses Rahmens müssen dann alle Beteiligten mitgenommen werden, je nach Governance-Struktur jede Organisationseinheit mit ihren Erfordernissen.
Eine zukunftsfähige Hochschulinfrastruktur stärkt die Hochschule als Ort des Austauschs und der Begegnung.
Nach unserem Verständnis leben Hochschule und Wissenschaft von zwei zentralen Faktoren: Zum einen von der komprimierten Bündelung von Expertise und Fachwissen in spezialisierten Bereichen, zum anderen von den Möglichkeiten der direkten Begegnung. So werden Innovationen häufig von spontaner Kommunikation zwischen den Disziplinen ausgelöst und getrieben. Von daher glauben wir an die Präsenz an Hochschulen und halten sie für essenziell. Trends, wie Digitalisierung, mobiles Arbeiten, Agilität und New Work, neue Lehr- und Lernmethoden sowie die fortschreitende Globalisierung verlangen geradezu nach veränderten Organisations- und Raum-Konzepten. Wir sehen Hochschulen in einer zentralen Rolle, in der sie in die Mitte der Gesellschaft stehen und Wirkung entfalten: als Bildungsträgerin, als Informationsvermittlerin und als Austauschort offener Gedanken im Rahmen der „Third-Mission“.
Für die perspektivische Gestaltung dieser komplexen Prozesse bietet die rheform GmbH Begleitung und Expertise.
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