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Wie gelingt ein hoch­schul­weiter Stra­te­gie­pro­zess?

Die Hoch­schul­ent­wick­lung an der Hoch­schule Ravens­burg-Wein­garten

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Erschienen in

Wissen­schafts­ma­nage­ment

Ausgabe 2025 – Weg zur welt­weiten Öffnung

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Mega­trends wie die Digi­ta­li­sie­rung und Künst­liche Intel­li­genz sowie sinkende Studie­ren­den­zahlen infolge des demo­gra­fi­schen Wandels sind Heraus­for­de­rungen, die die gesamte Hoch­schul- und Wissen­schafts­land­schaft prägen und rapide zunehmen. Vor diesem Erwar­tungs­ho­ri­zont gilt es, inno­va­tive Stra­te­gien zu entwi­ckeln, um diesen Heraus­for­de­rungen in der Zukunft souverän begegnen zu können. Die Hoch­schule Ravens­burg-Wein­garten (RWU) hat diese Notwen­dig­keit erkannt und im Jahr 2021 einen Prozess etabliert, der die Weiter­ent­wick­lung der gesamten Hoch­schule anstrebt. Das Projekt erfolgte in Zusam­men­ar­beit mit der Firma rheform, die die RWU für circa drei Jahre in diesem Prozess beglei­tete und unter­stützte.

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Dr. Philipp Adler

ist Bereichs­leiter bei der rheform – Entwick­lungs­Ma­nage­ment GmbH und berät Hoch­schulen und Wissen­schafts­ein­rich­tungen bei stra­te­gi­schen Frage­stel­lungen.

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Dajana Kulik

Ist als Bera­terin an der Schnitt­stelle zwischen Stra­te­gie­be­ra­tung und ziel­ori­en­tierter Bedarfs­pla­nung bei der rheform – Entwick­lungs­Ma­nage­ment GmbH tätig.

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Fran­ziska Preiß

ist an der Hoch­schule Ravens­burg-Wein­garten (RWU) als Refe­rentin des Rektors und Refe­rentin für Lehr- und Lern­for­schung einge­setzt.

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Ina Besemer

ist Beru­fungs­ma­na­gerin an der Univer­sität St. Gallen. Davor war sie als Projekt­lei­terin an der Hoch­schule Ravens­burg-Wein­garten tätig.

CASE: Einlei­tung

Die Hoch­schule Ravens­burg-Wein­garten ist eine Hoch­schule für ange­wandte Wissen­schaften in einer der wirt­schafts­stärksten Regionen Europas. Das Studi­en­an­gebot in den Berei­chen Technik, Wirt­schaft und Sozi­al­wesen zeichnet sich durch einen starken Praxis­bezug und den engen Kontakt zwischen allen Akteu­rinnen und Akteuren aus. Rund 3.600 junge Menschen aus rund 60 Ländern studieren an der RWU. Zudem ist die RWU nicht nur wich­tige Ausbil­derin, sondern mit circa 230 Beschäf­tigten auch zentrale Arbeit­ge­berin in der ober­schwä­bi­schen Stadt Wein­garten.

Der Fach­kräf­te­mangel ist eine weitere zentrale Heraus­for­de­rung für die Wirt­schaft im Allge­meinen und die Region Bodensee-Ober­schwaben im Beson­deren und betrifft dadurch auch die RWU. Konnten sich vor einigen Jahren noch Arbeit­geber bezie­hungs­weise Hoch­schule den Bewerber oder die Bewer­berin auswählen, hat sich dies bei vielen Studi­en­gängen bezie­hungs­weise Berufen gewan­delt: Die Hoch­schule muss sich um ange­hende Studie­rende bemühen. Nach erfolg­rei­chem Abschluss zeigt sich ein ähnli­ches Bild bei den Unter­nehmen, die junge Absol­venten und Absol­ven­tinnen einstellen wollen.

Ziel­set­zung

Die Hoch­schule Ravens­burg-Wein­garten verfolgte in diesem Projekt eine klare über­ge­ord­nete Ziel­set­zung:

  • Ziel war und ist es, einen konti­nu­ier­li­chen Prozess der Hoch­schul­wei­ter­ent­wick­lung (HSWE) zu etablieren, ausge­hend von der Über­ar­bei­tung der Leit­bilder, über die Ablei­tung stra­te­gi­scher und opera­tiver Hand­lungs­felder bis hin zur Erar­bei­tung konkreter Maßnahmen.
  • Die Stra­te­gie­ent­wick­lung soll die RWU zukunfts­fähig aufstellen. Dabei werden die Inter­essen und Erwar­tungen der wich­tigsten Stake­holder beachtet. Die Prozesse werden klarer, mess­barer und effi­zi­enter ausge­staltet. Zudem wird die Iden­ti­fi­ka­tion der Mitar­bei­tenden, Studie­renden und Lehrenden mit der RWU gestärkt.
  • Die Entschei­dungen zur stra­te­gi­schen Ausrich­tung der RWU müssen geeignet sein, in die Struktur- und Entwick­lungs­pläne, die dem Wissen­schafts­mi­nis­te­rium vorge­legt werden, über­nommen werden zu können.

Eine zukunfts­fä­hige stra­te­gi­sche Ausrich­tung ist also notwendig, um als Hoch­schule sowohl die beschrie­benen erwart­baren als auch die uner­war­teten Heraus­for­de­rungen bewäl­tigen zu können.

Der zuvor darge­stellten Ziel­set­zung nach ergaben sich grund­le­gende Themen und weitere Trends, welche im Rahmen des Prozesses genauer beleuchtet wurden. Wich­tige Heraus­for­de­rungen sind nach wie vor der demo­gra­fi­sche Wandel und die damit einher­ge­hende, rück­läu­fige Entwick­lung der Studie­ren­den­zahlen. Die beson­ders in den tech­ni­schen Studi­en­gängen stetig weiter sinkenden Zahlen der Studi­en­an­fänger und Studi­en­an­fän­ge­rinnen verschärfen die Lage. Ausge­hend von der Studie­ren­den­ent­wick­lung spielen die Studie­ren­den­ge­win­nung und das Marke­ting wich­tige Rollen. Wie zum Beispiel gelingt die erfolg­reiche Ansprache zukünf­tiger Gene­ra­tionen von Studie­renden, der Gene­ra­tion Z und nach­fol­gend der Gene­ra­tion Alpha? Welches Studi­en­gang­port­folio bietet prospektiv ein inter­es­santes und abwechs­lungs­rei­ches Angebot für Studie­rende und garan­tiert zugleich die Bedarfs­de­ckung des Arbeits­marktes? Wie sieht zukunfts­fä­hige Lehre und Forschung aus und kann best­mög­lich gestaltet werden?

Diese und weitere Fragen wurden im Kontext des Hoch­schul­wei­ter­ent­wick­lungs­pro­zesses gestellt. Im Zuge der Ausein­an­der­set­zung mit diesen Themen hat sich heraus­kris­tal­li­siert, dass die Quer­schnitts­themen Nach­hal­tig­keit, „Diver­sität – Gleich­stel­lung – Inklu­sion“ und Digi­ta­li­sie­rung über­grei­fend in allen Berei­chen mitge­dacht und dementspre­chend mitein­ge­ar­beitet werden müssen.

CASE: Beschrei­bung

Prozess und Methodik

Der Prozess der HSWE war von Beginn an umfas­send und parti­zi­pativ gestaltet. Bei der Konzep­tion des Prozesses standen vier zentrale Fragen im Vorder­grund:

  • Wie sind Ablauf und Struktur des Projektes?
  • Wie wird das Projekt orga­ni­siert?
  • Welche Inhalte werden bear­beitet?
  • Welcher Analysen bedarf es als Basis für die Erar­bei­tung?

Wie sind Ablauf und Struktur des Projektes?

Für den Erfolg des gesamten Prozesses ist es von großer Bedeu­tung, zu Beginn eine verläss­liche Projekt­struktur gemeinsam mit allen Verant­wort­li­chen fest­zu­legen, damit diese auch zu den Rahmen­be­din­gungen der Hoch­schule passt. Die HSWE wurde in vier Phasen struk­tu­riert, welche aufein­ander aufbauten und in der nach­ste­henden Abbil­dung 1 darge­stellt werden.

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Abb. 1: Die vier Phasen der Hoch­schul­wei­ter­ent­wick­lung an der Hoch­schule Ravens­burg-Wein­garten (RWU)
Phase 0: Projekt­vor­be­rei­tung

In dieser Phase ging es um das erste Kennen­lernen, das beid­sei­tige Heraus­ar­beiten der Erwar­tungs­hal­tungen von der Hoch­schule und von der Firma rheform, die Abstim­mung des zeit­li­chen und inhalt­li­chen Vorge­hens sowie die Planung des hoch­schul­weiten Auftakt-Work­shops.

Phase 1: IST-Analyse und Projekt­ziel­de­fi­ni­tion

Die Phase 1 beinhal­tete die Defi­ni­tion der Projekt­ziele, die Daten­ana­lyse zur Ausgangs­si­tua­tion und Inter­views mit ausge­wählten Beschäf­tigten zur Ausgangs­si­tua­tion. Zentraler Meilen­stein in dieser Phase war der erste hoch­schul­weite Work­shop. In dieser Phase wurden mögliche Hand­lungs­felder iden­ti­fi­ziert und vom Senat prio­ri­siert. Dies geschah unter anderem auf Basis der im hoch­schul­weiten Work­shop erar­bei­teten Inhalte.

Phase 2: Entwick­lung stra­te­gi­scher und opera­tiver Ziele

Im Anschluss an die erste Phase wurden in einer zentralen Arbeits­phase inner­halb der ausge­wählten Hand­lungs­felder stra­te­gi­sche und opera­tive Ziele sowie konkrete Maßnahmen entwi­ckelt. Dies geschah in den verant­wort­li­chen Arbeits­gruppen und wurde durch verschie­dene Gremien begleitet.

Phase 3: prospek­tiver Blick

Die finale Phase sollte die Über­nahme der Ergeb­nisse in den Struktur- und Entwick­lungs­plan sicher­stellen sowie die Entwick­lung eines Prozesses zur Verste­ti­gung für die Stra­te­gie­ent­wick­lung anstreben.

Wie wird das Projekt orga­ni­siert?

Das Projekt zeichnet sich durch eine klare Projekt­ver­ant­wort­lich­keiten aus. Die nach­fol­gende Abbil­dung 2 schafft nicht nur einen Über­blick über die Projekt­orga­ni­sa­tion, sondern zeigt auch die Kommu­ni­ka­ti­ons­wege auf. Insge­samt spielten die Hoch­schul­lei­tung sowie die Dekane als zentrale Akteu­rinnen und Akteure für den gesamten Prozess an der RWU eine wich­tige Rolle. Diese bildeten im Prozess den Lenkungs­kreis, welcher das Projekt steu­erte. Außerdem suchte der Lenkungs­kreis Hand­lungs­feld­ver­ant­wort­liche, bestä­tigte diese und kam regel­mäßig zusammen, um über den Fort­schritt der Hand­lungs­felder zu spre­chen. Da die opera­tive Arbeit nicht im Rektorat geleistet werden sollte, bedurfte es entspre­chender Struk­turen, sowohl im Projekt­ma­nage­ment als auch in der thema­ti­schen Bear­bei­tung der Hand­lungs­felder.

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Abb. 2: Projekt­orga­ni­sa­tion und Kommu­ni­ka­ti­ons­wege

Die inhalt­liche Ausar­bei­tung erfolgte in den Hand­lungs­fel­dern selbst. Die Projekt­teams setzten sich immer aus einer hand­lungs­feld­ver­ant­wort­li­chen Person, einer Stell­ver­tre­tung sowie weiteren bestellten Personen zusammen. Die Leitungen der Hand­lungs­felder über­nahmen die Koor­di­na­tion, stellten den Fort­schritt sicher und verschrift­lichten die Ergeb­nisse. Die Hand­lungs­feld­lei­tungen stellten ihre Arbeits­gruppe zusammen. Bei der Zusam­men­set­zung dieser Arbeits­gruppen wurde stets darauf geachtet, dass rele­vante Stake­holder Teil der Arbeits­gruppe sind und sie einen guten Quer­schnitt der Hoch­schule darstellen.

Um einen inhalt­li­chen Input am Anfang der Arbeits­phase des Hand­lungs­feldes zu erhalten oder Ergeb­nisse und Ideen zu reflek­tieren, wurde das Sounding Board genutzt. Dieses setzte sich aus verschie­denen Status­gruppen der RWU zusammen und bildete so die Viel­falt der Hoch­schul­an­ge­hö­rigen ab. Bis zu vier Mal im Jahr stellten die Hand­lungs­feld­ver­ant­wort­li­chen den Stand der Arbeit vor und profi­tierten von den Diskus­sionen zu den Zwischen­er­geb­nissen. Darüber hinaus wurden eben­falls der Senat, der Hoch­schulrat und die Hoch­schul­öf­fent­lich­keit regel­mäßig betei­ligt und über den aktu­ellen Stand infor­miert.

Das Projekt­ma­nage­ment-Team setzte sich aus Mitar­bei­te­rinnen der RWU sowie rheform zusammen und hatte die Aufgabe für den reibungs­losen Austausch an den Schnitt­stellen zu sorgen, Termine zu orga­ni­sieren, die Hand­lungs­feld­ver­ant­wort­li­chen zu koor­di­nieren und teil­weise auch inhalt­lich zu unter­stützen, um den Fort­schritt des gesamten Projektes sicher­zu­stellen.

Welche Inhalte werden bear­beitet?

Zum Kennen­lern­pro­zess gehörten Inter­views des Projekt­teams mit Beschäf­tigten. Diese vermit­telten neben sach­li­chen Infor­ma­tionen ein Bild von den aktu­ellen Themen und der Kultur der Hoch­schule. Dieses Wissen, gepaart mit der Daten­ana­lyse zur Ausgangs­lage, ergab ein gutes Funda­ment für die Durch­füh­rung eines ersten hoch­schul­weiten Work­shops.

Die Frage, welche Themen die RWU zurzeit beson­ders bewegen, wurde aus verschie­denen Perspek­tiven eruiert. Alle Studie­renden, Mitar­bei­tenden, Lehr­be­auf­tragten sowie Profes­so­rinnen und Profes­soren hatten die Möglich­keit, sich in verschie­denen Formaten zu betei­ligen. So konnten sich alle Personen an der RWU im ersten online durch­ge­führten hoch­schul­weiten Work­shop einbringen und das Rektorat seine Ideen und Sicht­weisen vermit­teln. Die wesent­li­chen Inhalte wurden so einge­sam­melt. In klei­neren Grup­pen­dis­kus­sionen, die im Rahmen des ersten Work­shops durch­ge­führt wurden, haben die Teil­neh­me­rinnen und Teil­nehmer sich dazu ausge­tauscht, welche Felder an der RWU wichtig oder verbes­se­rungs­fähig seien. Im Ergebnis des Work­shops wurden 20 Themen benannt. Die große Anzahl an Themen konnte sortiert und struk­tu­riert sowie in Hand­lungs­fel­dern verortet werden. Der Beschluss, welche der Hand­lungs­felder prio­ri­siert bear­beitet werden sollen, wurde im Senat getroffen. Es wurden sechs Hand­lungs­felder ausge­wählt:

  • Aktua­li­sie­rung der Leit­bilder,
  • Marke­ting und Kommu­ni­ka­tion,
  • Ressour­cen­ver­tei­lung,
  • Studi­en­gang­port­folio,
  • Inter­na­tio­na­li­sie­rung und
  • Hoch­schul­struktur

Das Hand­lungs­feld Inter­na­tio­na­li­sie­rung kam im Laufe des bereits gestar­teten Prozesses dazu, weil der Bedarf erst während der Arbeit in den Hand­lungs­fel­dern höher prio­ri­siert wurde als zuvor ange­nommen.

Die nicht gewählten Hand­lungs­felder wurden in einen Themen­spei­cher verschoben und werden erst nach dem Abschluss der prio­ri­sierten Hand­lungs­felder bear­beitet. Die weiteren vorge­schla­genen Hand­lungs­felder werden in den kommenden Jahren ange­gangen, sobald freie Kapa­zi­täten dafür vorhanden sein werden, bezie­hungs­weise in den anderen Hand­lungs­fel­dern die notwen­digen Grund­lagen gelegt wurden. Dies war eine bewusste Entschei­dung, um die zur Verfü­gung stehenden perso­nellen Ressourcen nicht zu über­lasten und eine inten­sive Arbeit in den einzelnen Hand­lungs­fel­dern zu ermög­li­chen.

Die Hand­lungs­felder wurden ergänzt durch die Quer­schnitts­themen Digi­ta­li­sie­rung, “Diver­sität – Gleich­stel­lung – Inklu­sion” und Nach­hal­tig­keit. Im Sinne der hoch­schul­weiten Parti­zi­pa­tion gab es im gesamten Prozess die Möglich­keit sich über Moodle, eine an der RWU genutzte E‑Lear­ning-Platt­form, anonym einzu­bringen oder aber den direkten Austausch mit dem Projekt­team zu suchen.

Mit dem Beginn der Arbeits­phasen in den Hand­lungs­fel­dern wurde der Hoch­schul­öf­fent­lich­keit stets die Möglich­keit gegeben, sich zum Status der HSWE zu infor­mieren oder sich einzu­bringen. Zur Siche­rung der Kommu­ni­ka­tion der aktu­ellen Entwick­lungen in der HSWE standen weiterhin sowohl der Moodle-Kurs, als auch die RWU-Home­page zur Verfü­gung. Darüber hinaus wurde regel­mäßig im Senat und unter anderem in etablierten Kommu­ni­ka­tions-Formaten wie „RWU – wie geht´s?” und der Semes­ter­be­grü­ßung berichtet.

Es wurden zwei weitere hoch­schul­weite Work­shops ange­boten, die allen Mitglie­dern der Hoch­schule die Möglich­keit gaben, ihre Ideen in den Prozess einzu­bringen. Dadurch wurde ein direktes Feed­back der Hoch­schule zu den erar­bei­teten Ideen ermög­licht. Die finalen Ergeb­nisse aus den Hand­lungs­fel­dern wurden dem Senat und dem Hoch­schulrat vorge­stellt und durch die Gremien bestä­tigt.

Welcher Analysen bedarf es als Basis für die Erar­bei­tung?

Um die Arbeits­phase der Hand­lungs­felder fundiert und trans­pa­rent einzu­leiten, wurde die Notwen­dig­keit eines ganz­heit­li­chen Verständ­nisses der aktu­ellen Situa­tion sowie der zukünf­tigen Entwick­lungen erkannt. Auf Grund­lage der stan­dar­di­sierten Analy­se­tools von rheform wurde unter anderem in Work­shops die Rele­vanz von unter­schied­li­chen Eingangs­größen, Annahmen und Vorstel­lungen in Szena­rien simu­liert. Dabei wurde auch gezielt auf die indi­vi­du­ellen Rahmen­be­din­gungen der RWU einge­gangen. Die trans­pa­rente Daten­lage diente dabei zur Unter­stüt­zung der Entschei­dungs­fin­dung.

Beispiels­weise erfolgte eine Analyse zu der Abschöp­fungs­quote nach Kreisen (siehe Abbil­dung 3). Bei der Abschöp­fungs­quote wird ermit­telt, wie viel Prozent aller Studie­renden aus einem Kreis an einer bestimmten Hoch­schule ein Studium beginnen. Die Grund­ge­samt­heit bilden daher alle Personen, die in dem gewählten Kreis ihre Hoch­schul­zu­gangs­be­rech­ti­gung erlangt und ein Studium begonnen haben. Diese Analysen stellten unter anderem für die stra­te­gi­sche Weiter­ent­wick­lung der Marke­ting­ak­ti­vi­täten eine wich­tige Grund­lage dar.

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Abb. 3: Woher bezieht die RWU ihre Studie­renden? Abschöp­fungs­quote nach Kreisen

Heraus­for­de­rungen im Projekt

Nach Abschluss des Projektes wurden Lear­nings zusam­men­ge­tragen, die aus dem zwei­ein­halb­jäh­rigen Prozess abge­leitet werden konnten. So mussten im Projekt­ver­lauf einige Heraus­for­de­rungen bewäl­tigt werden. Beispiels­weise konnte das Projekt – mitten in der Covid-Zeit – nur langsam und mit Verzö­ge­rungen starten. Es bestand stets die Hoff­nung auf einen Auftakt in Präsenz, jedoch musste der erste hoch­schul­weite Work­shop aufgrund der dama­ligen Rahmen­be­din­gungen digital statt­finden. Neben den Nach­teilen, die eine digi­tale Veran­stal­tung mit sich bringt, ermög­lichte es gleich­zeitig eine breite Betei­li­gung von über 140 Personen.

Auch die Kommu­ni­ka­tion brachte stel­len­weise Heraus­for­de­rungen mit sich. Schon früh­zeitig wurde fest­ge­stellt, dass ein einzelnes Kommu­ni­ka­ti­ons­mittel, in diesem Fall der Moodle-Kurs, nicht ausrei­chend ist, um alle Hoch­schul­mit­glieder optimal zu errei­chen. Gerade Mitar­bei­tende der Verwal­tung hatten keine Berüh­rungs­punkte mit der E‑Lear­ning-Platt­form.

Um eine Erreich­bar­keit aller Personen in der Hoch­schule zu gewähr­leisten und für die Parti­zi­pa­tion der hoch­schul­weiten Work­shops zu werben, wurde daher ein autarker Bereich für die HSWE auf der Hoch­schul-Website etabliert, der nach wie vor den Über­blick über die Neuig­keiten und Termine im Projekt gibt. Außerdem wurden Poster in der Hoch­schule aufge­hängt, Einla­dungs-E-Mails des Rekto­rats versendet und im internen News-Bereich der Home­page ein Einla­dungs­video plat­ziert.

Ein weiteres Lear­ning wurde beim Sounding Board fest­ge­halten: Es gilt ein rich­tiges Maß an Parti­zi­pa­tion und Infor­ma­tion zu finden. Die Funk­tion des Boards und insbe­son­dere die Ausge­stal­tung der Experten- und Exper­tin­nen­funk­tion der Mitglieder musste sich erst im Gesamt­pro­zess einpen­deln. Dies benö­tigte etwas Zeit, funk­tio­nierte aber sehr gut. Die durch­ge­hend hohe Betei­li­gung im Sounding Board war ein wich­tiger Grund für den Erfolg des Prozesses.

Eine weitere Heraus­for­de­rung war die Über­schnei­dung in einigen Hand­lungs­fel­dern. Daher war es wichtig, Verbin­dungen zu schaffen und Abhän­gig­keiten sichtbar zu machen. Dies gelang durch das Wirken des Projekt­teams sowie die Vorstel­lung der erar­bei­teten Punkte der einzelnen Hand­lungs­felder im Lenkungs­kreis. Hier waren sowohl die unter­schied­li­chen Fakul­täten, als auch das Rektorat reprä­sen­tiert und es konnten gemeinsam Entschei­dungen getroffen werden.

Neben den internen Heraus­for­de­rungen gab es immer wieder äußere Rahmen­be­din­gungen, die auf den Prozess einwirkten. Während des Projektes kam unter anderem die Anfor­de­rung des Minis­te­riums für Wissen­schaft, Forschung und Kunst (MWK), ein Konzept zur Studi­en­gang­ent­wick­lung der RWU zu erstellen. Dies führte zu zusätz­li­chem Zeit­druck. Parallel fand ein System­ak­kre­di­tie­rungs­pro­zess statt, der Zeit­druck für die Erstel­lung der Leit­bilder mit sich brachte. Stel­len­weise wurde der Prozess durch diese Anfor­de­rungen und Paral­lel­auf­gaben beein­flusst und es musste flexibel darauf reagiert werden.

CASE: Ergeb­nisse

Insge­samt konnten im Rahmen der HSWE die Hand­lungs­felder bear­beitet und teil­weise bereits umge­setzt werden. Außerdem wurde eine Struktur geschaffen, die lang­fristig die parti­zi­pa­tive und effi­zi­ente stra­te­gi­sche Weiter­ent­wick­lung der RWU ermög­licht.

Prozes­suale Erfolge: Die zu Beginn gemeinsam fest­ge­legte Projekt­pla­nung und ‑orga­ni­sa­tion stellte eine funk­tio­nie­rende Basis für die inhalt­liche Arbeit dar. Die darauf aufbau­ende interne Orga­ni­sa­tion im Projekt­team stellte sich als effektiv dar. Ein notwen­diger Perso­nal­wechsel inner­halb der Projekt­lei­tungs­ebene seitens der RWU konnte eben­falls erfolg­reich reali­siert werden und beein­träch­tigte den Prozess zu keinem Zeit­punkt. Weiter war es von großer Bedeu­tung, dass die bereits bestehenden Gremien (Senat, Hoch­schulrat) sowie die im Rahmen der HSWE aufge­setzten Gremien (Sounding Board, Lenkungs­kreis) verläss­lich genutzt wurden und sich inhalt­lich detail­liert einbrachten.

Inhalt­liche Erfolge: In allen Hand­lungs­fel­dern konnten neben den stra­te­gi­schen Zielen daraus abge­lei­tete Unter­ziele sowie Maßnahmen entwi­ckelt werden. Diese stellen die Basis für die Umset­zungs­phase, welche in manchen Berei­chen bereits konkrete, posi­tiven Konse­quenzen und Akti­vi­täten zur Folge hatte:

  • Im Hand­lungs­feld Studi­en­gang­port­folio wurden gemeinsam mit den vier Dekanen die Studi­en­gänge der RWU – mit Fokus auf den Bachelor – weiter­ent­wi­ckelt und neue Ideen eruiert. Aufgrund dessen wurde und wird unter anderem der inter­na­tional nach­ge­fragte Studi­en­gang Mecha­tro­nics ausge­baut sowie der Studi­en­gang Wirt­schafts­psy­cho­logie aufge­baut. Zudem wurde in dieser Arbeits­gruppe eine Über­ar­bei­tung der Master­stu­di­en­gänge der RWU im Hinblick auf mögliche Syner­gien und einer Stei­ge­rung der Attrak­ti­vität für Studie­rende vorbe­reitet.
  • Im Hand­lungs­feld Marke­ting und Kommu­ni­ka­tion führten die Ausar­bei­tungen zur perso­nellen Verstär­kung des Teams der Öffent­lich­keits­ar­beit und einer weiteren Fokus­sie­rung der Maßnahmen auf Basis der fundierten Analysen sowie der erar­bei­teten Ergeb­nisse. Weiter stehen alle Fakul­täten hinter dem Prozess zum Ausbau der Marke­ting­ak­ti­vi­täten und unter­stützen diesen. Basis für diese gemein­same Posi­tion war der durch­ge­führte Diskus­si­ons­pro­zess.
  • Die Leit­bilder der RWU wurden in einem parti­zi­pa­tiven Prozess aktua­li­siert und in einem zweiten Schritt visuell anspre­chend gestaltet sowie an der Hoch­schule sichtbar gemacht. Diese prägen das Mitein­ander, das Arbeiten und die Kultur im Allge­meinen und im Spezi­ellen das Lernen und Lehren an der RWU.
  • Im Rahmen des Hand­lungs­felds Inter­na­tio­na­li­sie­rung wurde die Grund­lage geschaffen, um sich eine zukunfts­wei­sende stra­te­gi­sche Ausrich­tung im inter­na­tio­nalen Kontext für die Lehre sowie die Forschung zu geben. So konnten perso­nelle und finan­zi­elle Ressourcen für die Einfüh­rung eines Vorbe­rei­tungs­se­mes­ters (TAKEOFF@RWU) sowie für das Zulas­sungsamt geschaffen werden. Die Planung des Vorbe­rei­tungs­se­mes­ters erfolgte mit Unter­neh­mens­be­tei­li­gung.
  • Die Arbeits­gruppe im Hand­lungs­feld Ressour­cen­ver­tei­lung erzielte mehrere Erfolge: Zum einen wurden daten­ba­sierte Berech­nungs­for­meln zur Finanz­ver­tei­lung für die einzelnen Fakul­täten erar­beitet, welche schließ­lich durch den Senat beschlossen wurden. Außerdem wurden die in den nächsten Jahren frei­wer­denden Profes­suren anhand der Weiter­ent­wick­lungs­stra­tegie der Hoch­schule auf die einzelnen Studi­en­gänge und Fakul­täten verteilt. Ein weiterer Erfolg der Arbeits­gruppe ist die Schaf­fung einer Perspek­tive für die nach­hal­tige und zeit­ge­rechte Nutzung von Flächen. Diese soll in Pilot­pro­jekten weiter­ent­wi­ckelt und getestet werden.
  • Inner­halb des Hand­lungs­feldes Hoch­schul­struktur konnte eine Verschlan­kung der Gremi­en­struktur erreicht werden. So arbeitet die RWU in Zukunft effi­zi­enter und Entschei­dungen können schneller getroffen werden.

CASE: Fazit

Damit ein hoch­schul­weiter Stra­te­gie­pro­zess über mehrere Jahre gelingt, bedarf es neben einem gemein­samen Willen sowie moti­vierten Beschäf­tigten und Studie­renden, auch eine klare Orga­ni­sa­tion und Struktur als Grund­lage. Die inhalt­liche Prio­ri­sie­rung durch den Senat – ein Gremium, welches die gesamte Hoch­schule vertritt – half dabei zu fokus­sieren und förderte die Unter­stüt­zung der gesamten RWU. Weiter half die externe Perspek­tive und Rolle der Firma rheform, um durch den Prozess zu führen und eine neue Sicht­weise auf einge­fah­rene Denk­muster einzu­bringen. Fundierte Daten­ana­lyse sowie gut ausge­wählte Projekt­lei­tungen und Projekt­teams waren die Basis dafür, dass inhalt­lich über­zeu­gende Ergeb­nisse erar­beitet werden konnten.

Der parti­zi­pa­tive Hoch­schul­wei­ter­ent­wick­lungs­pro­zess bedeu­tete zwar für alle Betei­ligten inten­siven zeit­li­chen und inhalt­li­chen Aufwand, erzeugte aller­dings entschei­dende Ergeb­nisse und Verän­de­rungen. Somit wird das Projekt als ganzer Erfolg bewertet: Es ermög­licht der Hoch­schule Ravens­burg-Wein­garten einen klaren Blick nach Vorne und damit eine zukunfts­ge­rich­tete Entwick­lung.

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